Das hat Ayelt Komus von der Fachhochschule Koblenz herausgefunden. Mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von sechs bis acht Prozent liegen Unternehmen, die ein gezieltes Geschäftsprozessmanagement betreiben, um etwa zwei Prozentpunkte vor den Prozessmanagement-Verweigerern unter den 500 befragten Unternehmen. Dabei unterscheidet sich die Herangehensweise an das Thema je nach Unternehmensgröße: Großunternehmen legen Wert darauf, einheitliche Methoden als Basis für ein unternehmensweites Prozessmanagement zu entwickeln. Kleinere Unternehmen sind pragmatischer: Bei ihnen steht der unmittelbare Nutzen der ergriffenen Maßnahmen im Vordergrund. Ein Interview der SAP Info mit Professor Komus findet sich hier.
Das SAP SPECTRUM hat in seiner letzten Ausgabe des Jahres 2008 ebenfalls das Schwerpunkt-Thema BPM.
4 Gedanken zu „Prozessmanagement bringt höhere Rendite“
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Das ist eine sehr plakative Feststellung, vor allem die Gleichsetzung von statistischem und kausalem Zusammenhang ist ja häufig problematisch. Eine Frage wäre zum Beispiel, ob die Umsatzrendite bei allen Befragten einheitlich ermittelt wurde (EBIT?), eine andere, welche Formen des Prozessmanagements jeweils angewandt wurden (Der „große Orga-Wurf“, oder wurden auch Workflow/SOA & Co. – Projekte gezählt?). Wissen Sie, ob und wo man die genaue Auswertung erhalten kann? Falls die Statistik handwerklich „sauber“ ist, wäre die Nachricht natürlich eine kleine Sensation, insofern (wieder mal) besten Dank für den Hinweis 🙂
Hallo Herr Freund,
da der Aufhänger ein Interview mit mir ist, antworte ich doch einfach selber.
Zur Umfrage. Sie wurde unter meiner Leitung an der FH Koblenz durchgeführt. Es war eine online-Umfrage mit über 500 Teilnehmern. Weitergehende Informationen finden Sie auch unter http://www.komus.de/publikation und http://www.bpm-umfrage.de
Da es eine Online-Umfrage war, konnten wir nicht hinterfragen, wie die einzelnen Punkte von den Teilnehmern interpretiert wurden. Vielleicht geben Ihnen aber die konkreten Fragen weiteren Aufschluss.
Die Frage nach der Umsatzrendite lautete: ‚Wie hoch war die Umsatzrendite Ihres Unternehmens im letzten Geschäftsjahr?‘
Die Frage nach dem aktiven Prozessmanagement lautete: ‚Wird in Ihrem Unternehmen gezielt Prozessmanagement betrieben?‘
Natürlich können auch Kausalität und Korrelation nicht einfach gleich gesetzt werden.
Beispielsweise kann man davon ausgehen, dass Vermögen positiv mit schütterem Haar korreliert.
Wenn Sie nun Ihr Haar ausdünnen oder gar abrasieren, werden sich Ihre finanziellen Verhältnisse natürlich nicht verbessern. Vermögen korreliert positiv mit dem Alter – und schütteres Haar ebenso.
Deshalb lautet die Überschrift zum Interview auch etwas sperrig ‚…BPM steht für zwei Prozentpunkte …‘
Übrigens handelt es sich auch nicht etwas um das arithmetische Mittel der Umsatzrendite, sondern um den Median. Da die Angaben zur Umsatzrendite durch Einordnung in Intervalle erfolgten, war eine andere Auswertung nicht möglich. Die Betrachtung des Medians ist aber durchaus ebenfalls von Relevanz.
Ist die Statistik also „handwerklich sauber“?
Natürlich müssen die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden.
Ehrlich gesagt machen mir da aber andere Aspekte, wie etwa die Repräsentativität der Stichprobe, größere Sorgen als die Frage nach Korrelation-Kausalität oder Umsatzrenditen-Verständnis.
Zumindest wurde bei dieser Umfrage auch ein großer Teil von Unternehmen berücksichtigt, die nach eigener Aussage NICHT gezielt BPM betreiben. Auch hatten wir über 500 Teilnehmer. Beides wurde in den meisten anderen Umfragen m.W. nicht erreicht.
Es ist natürlich auch ein gravierendes Problem, Handlungshinweise aus Korrelationen abzuleiten. Dies lässt sich aber bei größeren Stichproben kaum umgehen und ist bei empirischen Untersuchungen – insbesondere in der Betriebswirtschaftslehre – sehr verbreitet.
Meines Erachtens ist die Befragung also ‚handwerklich sauber‘, muss aber mit Verstand und Vorsicht interpretiert werden – wie jede Umfrage.
Übrigens um der Befragung mit Ihren spezifischen Stärken und Schwächen noch eine andere Sichtweise an die Seite zu stellen, werden wir am BPM Labor der FH Koblenz in 2009 zwei zusätzliche Wege beschreiten, um Aufschluss über Status Quo und Best Practices im BPM zu gewinnen:
1. Wird die BPM-Umfrage zum BPM-Check weiterentwickelt. Auf Basis der Ergebnisse der BPM-Umfrage und verschiedener Reifegrad-Modelle entwickeln wir derzeit ein Online-Angebot, das Unternehmen auf Basis eines Fragebogens kostenlos und direkt Rückmeldungen zum aktuellen Stand ihres BPMs gibt und gleichzeitig mit Hilfe der Befragungsergebnisse, die auch Auskünfte zu den bisher realisierten Erfolgen enthalten, das zugrunde liegende Best Practice-Modell laufend verbessert. Wer mag, kann sich schon heute unter http://www.bpm-check.de vormerken lassen.
2. Um Aussagen zu erhalten, die nicht durch die spezifischen Defizite einer schriftlichen (Online- oder Papier-)Befragung beeinträchtigt werden, werde ich 2009 strukturierte persönliche Interviews mit verschiedenen Unternehmen führen, die als ‚Best Practice‘ oder zumindest ‚Better Practice‘ eingestuft werden. Ziel ist es, herauszufinden, was die Erfolgsfaktoren beim Best Practice BPM sind.
Derzeit befinde ich mich in der Phase, die Struktur der Befragung zu erarbeiten und Best Practice-Unternehmen zu identifizieren. Vielleicht können Sie mir ja schon heute Unternehmen nennen, bei denen es sich besonders lohnt, ein Gespräch zu führen?
Ich denke, das beschriebene Vorgehen sollte neue interessante Ergebnisse zutage bringen, die wichtige Hinweise auf die sinnvolle Gestaltung des BPM geben werden. Diese werden dann natürlich wieder anderen spezifischen methodischen Einschränkungen unterliegen…..
Hallo Herr Komus,
besten Dank für die ausführlichen Erklärungen. Ich habe mir die Auswertungen angesehen und denke, Sie haben da sehr interessante Ergebnisse erzielt (und, ja, das Ganze sieht ordentlich aus) – vielen Dank für die Arbeit.
Wie Sie selbst schreiben, besteht die Gefahr wie so oft in der Interpretation der Ergebnisse, und da werden gerade in den Medien eben sehr häufig kausale Zusammenhänge hergeleitet, die auf den zweiten Blick zumindest angezweifelt werden müssen.
So gesehen würde ich auch nach der Lektüre Ihrer Auswertung noch nicht feststellen, dass die Einführung von Prozessmanagement offensichtlich zu einer höheren Umsatzrendite führt. Neben den beiden von mir bereits angesprochenen Punkten ist hierfür wie Sie schon schrieben die Bewertung der Repräsentativität schwierig. Der Umfang der Stichprobe ist ja auch in Bezug auf diese Frage auf 114 bzw. 93 Personen geschrumpft, wobei ich das gar nicht schlimm finde – im Gegenteil, Sie haben wirklich eine hervorragende Resonanz erreicht. Die Frage ist halt nur, welche Grundgesamtheit repräsentiert wird – Mir ist z.B. ein hoher Anteil von Industrieunternehmen aufgefallen, während Banken/FDL extrem selten vertreten sind. Das finde ich ausgesprochen überraschend, kennen Sie hier die Ursache?
Aber das sind alles ganz normale Schwierigkeiten bei diesen Erhebungen, mit denen wir ebenfalls regelmäßig zu kämpfen haben, insofern stehe ich auch unseren eigenen Befragungen (BPM-Software und BPMN) prinzipiell skeptisch gegenüber.
Also, wie gesagt: Es sind wirklich interessante Ergebnisse in Ihrer Auswertung zu finden, und ich bedanke mich für die Bereitstellung der Dokumente.
Zur Ihrer Frage (Finden von Gesprächspartnern): An Ihrer Stelle würde ich auf Ihre Befragungsteilnehmer zugehen, sofern diese ihre Kontaktdaten hinterlassen haben. So könnten Sie bereits die interessantesten (z.B. hohe Umsatzrendite, oder Industrieunternehmen) herauspicken und dann die vertiefenden Gespräche führen. Bei der Gelegenheit könnte man auch gleich nachhaken, wie bestimmte Fragen verstanden wurden (lessons learned für das nächste Jahr), so machen wir das zumindest.
Ich wünsche Ihnen so oder so viel Erfolg bei Ihrem Vorhaben und bin gespannt, wie es weitergeht!