Wer sich regelmäßig mit dem Thema Prozessmanagement beschäftigt, dürfte von diesem Ergebnis nicht wirklich überrascht sein: Zwar haben immer mehr Unternehmen Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Prozesse eingeführt, doch kümmern sie sich wesentlich weniger um das Controlling und die Weiterentwicklung des Prozessmanagements. An der jüngst erschienen Studie „Reifegrad des Geschäftsprozessmanagements 2015“ beteiligten sich 216 Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum, die sich durchschnittlich seit neun Jahren mit dem Prozessmanagement befassen. Als Grundlage für die Befragung wurde ein von iProcess entwickeltes Reifegradmodell verwendet, das über fünf Reifegradstufen verfügt. Im Schnitt erreichten die Unternehmen die Reifegradstufe zwei. Es ist also noch einiges Entwicklungspotenzial vorhanden, denn nach wie vor liegt der Fokus vielerorts vor allem auf der Modellierung und Analyse der Abläufe, nicht jedoch auf der kontinuierlichen Überprüfung und Weiterentwicklung des Prozessmanagements. So mag es zwar gelingen, „Quick Wins“ durch konkrete Prozessverbesserungen zu erreichen, doch wird das viel weitergehende Potenzial eines durchgängig geschlossesen Prozessmanagement-Kreislaufs nicht genutzt.
Interessanterweise konnte kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und Prozessmanagement-Reifegrad festgestellt werden. Kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) können durchaus mit wesentlich größeren Organisationen mithalten. Flache Hierarchien und eine höhere Kundennähe aller Beteiligten erleichtern den KMU das Management ihrer Prozesse. Hingegen zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Branchen. So ist der Reifegrad im Bereich Immobilien und Handel besonders hoch. Auch die Transportbranche sowie Banken sind hier ganz gut aufgestellt. Die Autoren der Studie sehen dies dadurch verursacht, dass diese Branchen sehr personal- und wissensintensive Prozesse haben. Zudem herrscht ein hoher Wettbewerbsdruck. Außerdem zeigte sich, dass Unternehmen mit vielen verteilten Niederlassungen über einen höheren Prozessreifegrad verfügen, da bei ihnen die Standardisierung der Prozesse eine hohe Bedeutung hat.
Minonne, C.; Koch, A.; Ginsburg, V.:
Reifegrad des Geschäftsprozessmanagements 2015. Eine empirische Untersuchung.
iProcess AG (Ltd.) Luzern 2015
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1 Gedanke zu „Kontinuierliches Prozessmanagement ist vielfach immer noch Mangelware“
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