49 Prozent aller Teilnehmer einer neuen Prozessmanagement-Studie haben einen Chief Process Officer (CPO) im Unternehmen. Natürlich ist dieser hohe Anteil unter anderem darauf zurückzuführen, dass es sich bei den 278 Befragten um Menschen handelt, die sich für das Thema BPM interessieren, weshalb die Zahl sicherlich nicht repräsentativ für alle deutschen Unternehmen ist. Dennoch ist sie bemerkenswert, zumal in einer vergleichbaren Studie 2011 nur 25% von einem CPO berichten konnten. Das Bewusstsein für die Geschäftsprozesse kommt also zunehmend in den Chefetagen an. Doch obwohl eine deutliche Mehrheit von der zunehmenden Bedeutung des Themas überzeugt ist, sind viele der Studienteilnehmer nicht zufrieden mit den bislang erzielten Ergebnissen.
So werden die meisten der mit dem Prozessmanagement verfolgten Ziele, wie z. B. höhere Transparenz oder Kosteneinsparungen, nur von jeweils 20 bis 30 Prozent der Unternehmen in zufriedenstellendem Maße erreicht. Das Thema Kundenzufriedenheit wird in der Studie etwas genauer beleuchtet. Die Steigerung der Kundenzufriedenheit ist eines der fünf wichtigsten Ziele, die man mit BPM anstrebt, doch nur wenigen Unternehmen gelingt dies. Einer der Gründe: Zwar werden in vielen Unternehmen Kundenzufriedenheitsmessungen durchgeführt, doch werden die Ergebnisse kaum dazu verwendet, die Prozesse gezielt zu verbessern. Generell werden zwar viele Kennzahlen gemessen, zunehmend auch prozessbezogene Kennzahlen, aber es findet oftmals keine gezielte Weiterverarbeitung der Messergebnisse statt.
Betrachtet man die Unternehmen, die gute Erfolge mit ihren Prozessmanagement-Initiativen erreicht haben, so kann man viele Gemeinsamkeiten feststellen. So verfolgen diese „BPM-Champions“ das Ziel einer prozessorientierten Organisation. Die Zuständigkeiten für BPM sind organisatorisch klar verankert, häufig gibt es einen CPO. Sie heben sich besonders durch die Definition klarer Prozessziele, die Anwendung von BPM-Methoden und die Messung der Prozesse von den weniger erfolgreichen BPM-Anwendern ab. Zudem steht bei ihnen die Verankerung des Prozessgedankens in der Unternehmenskultur weit oben. Prozessmanagement beginnt also erst zu wirken, wenn man es konsequent und durchgängig anpackt.
Ein Aspekt wird in der Einleitung und im Ausblick der Studie beleuchtet, kommt aber in den eigentlichen Umfrageergebnissen noch nicht richtig zum Ausdruck: Die Bedeutung des Prozessmanagements für die Digitalisierung des Geschäfts. So wurden vor allem klassische, effizienzbezogene Ziele für das Prozessmanagement genannt. Eine bessere und schnellere Umsetzung digitalisierter Geschäftsmodelle taucht erst gar nicht als Ziel auf, obwohl dies künftig wesentlich wichtiger sein dürfte als etwa eine Prozesskostenreduzierung um einige Prozentpunkte. Aber vielleicht muss dieser Aspekt bei künftigen Studien auch nur gezielter abgefragt werden.
Die Studie wurde von BearingPoint und BPM&O erstellt und kann hier heruntergeladen werden (Registrierung erforderlich).