Mehr für Dummies: BPM-Grundlagen und SOA Adoption

Dummies and SOAVor einiger Zeit habe ich das von der Software AG gesponsorte E-Book „BPM Basics for Dummies“ besprochen. Zwischenzeitlich ist es auch in deutscher Sprache erschienen („BPM Grundlagen für Dummies“) und kann hier heruntergeladen werden.

Wer sich für die IT-Unterstützung von Geschäftsprozessen mittels Service-orientierten Architekturen (SOA) interessiert, kann sich dort bei der Gelegenheit gleich ein weiteres, bislang nur auf Englisch vorliegendes, Dummy-Buch herunterladen: „SOA Adoption for Dummies“. Ziel der drei Autoren, allesamt hochrangige Manager der Software AG, ist es, den Weg zur erfolgreichen SOA-Einführung aufzuzeigen. Die wichtigsten Prinzipien haben sie als „SOA Rocket Science“ formuliert:

  1. „Sorgen Sie dafür, dass das spitze Ende der Rakete oben bleibt.“ In einem SOA-Projekt ist es erforderlich, ständig zu überprüfen, ob es noch in Richtung der definierten Ziele geht. Gegebenenfalls muss korrigiert werden. Die wichtigsten Ziele betreffen nicht technische Aspekte, sondern den Nutzen, den das Business aus der SOA zieht.
  2. „Sorgen Sie dafür, dass Sie sich ständig nach oben bewegen.“ Es sind ständige Anstrengungen erforderlich, die SOA-Initiative weiter voran zu treiben. Ansonsten versinkt die IT wieder in herkömmliche Denk- und Verfahrensweisen.
  3. „Hören Sie nicht auf, bevor Sie die Schwerelosigkeit erreicht haben.“ Erst, wenn Service-Orientierung fest in der IT-Organisation verankert ist, und die Prinzipien und Verfahrensweisen routinemäßig angwandt werden, ist das Thema ein Selbstläufer.

Wie eine Rakete, die zu Beginn schnell steigt, aber viel Energie benötigt, um die Anziehungskraft zu überwinden, geraten auch SOA-Projekte vor dem Erreichen der Schwerelosigkeit in eine Gefahrenzone, in der viel Energie benötigt wird, um das Beharrungsvermögen der Organisation zu überwinden.

SOA Blueprint

Dieser etwas flapsige Stil mag nicht jedermanns Sache sein, doch sind die Ausführungen ansonsten durchaus fundiert. Auch wenn das Buch sich laut Titel an „Dummies“ richtet, werden dennoch nur Leser Nutzen daraus ziehen, die sich bereits mit der Entwicklung, Einführung und Betrieb von Unternehmens-IT beschäftigt haben.  Es werden zwar die wichtigsten SOA-Prinzipien beschrieben, dennoch weisen die Autoren bereits zu Beginn darauf hin, dass es sich nicht um eine Einführung in die Grundlagen der Service-orientierten Architekturen handelt. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Vorgehensweise zum Aufbau einer SOA. Und auch dabei geht es weniger um technische Fragen, sondern vor allem auch um organisatorische Themen und den Nutzen für das Business.

Zunächst geht es darum, einen „SOA Blueprint“ zu erstellen. Hier werden die benötigten Business Services, Metriken, Standards, Datenstrukturen, Regeln und die notwendige IT-Organisation beschrieben. Einen wesentlichen Beitrag für die erfolgreiche Umsetzung leistet die SOA Governance, zu der auch die möglichst weitgehend automatisierte Überwachung der festgelegten Regeln und Vorgehensweisen gehört.

Erfolgsentscheidend sind vor allem organisatorische Fragen. Ausführlich wird beschrieben, wie „Stammesfehden“ zwischen Anhängern unterschiedlicher Technologien oder Systemen die Organisation lähmen können und welche Bedeutung politische Ränkespiele haben. Leider wird nicht konkret erläutert, wie man angesichts eines solchen Umfeldes eine erfolgreiche SOA-Initiative durchführt. Schließlich wäre hier ein gutes Veränderungsmanagement gefragt.

Die Autoren gebene eine Reihe von Tipps, welche Anreize man z. B. für die Bereitstellung wiederverwendbarer Services für andere Bereiche bieten kann. Ebenso kann umgekehrt die konsequente Nutzung vorhandener Services anstelle kompletter Neuentwicklungen belohnt werden. Weitere Ratschläge betreffen die geeignete Auswahl und Durchführung des ersten SOA-Projektes.

Bezug zum Prozessmanagement fehlt

Das Buch liefert eine Reihe nützlicher Anregungen für die SOA-Einführung. Es ist aber eher als Ergänzung zu anderer SOA-Literatur zu sehen. Einige Praxisbeispiele hätten das Verständnis verbessert. Kritisch anzumerken ist, dass SOA als eine Art Wunderwaffe betrachtet wird, so dass man den Eindruck gewinnt, sämtliche IT-Entwicklungen müssten sich in Richtung SOA bewegen. In der Praxis haben jedoch auch ganz andere Architektur-Stile ihre Berechtigung.

Ein großes Manko stellt das weitgehende Fehlen des Themas Prozessmanagement dar. Dies wird lediglich in Form von Business Process Management Systemen angesprochen, die zur Orchestrierung von Services verwendet werden. Dass darüber hinaus der geforderte Nutzen für das Business stark davon abhängt, dass Services, Kennzahlen usw. auf Grundlage der zu unterstützenden Prozesse definiert und gesteuert werden, bleibt praktisch unerwähnt.


Matsumura, M.; Brauel, B.; Shah, J.:
SOA Adoption for Dummies.
Wiley, Indianapolis 2008.
Das Buch zum Download bei der Software AG

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