Prozessmanagement in der Sinnkrise

Business Process Management (BPM) ist tot.
Business Process Management Systeme (BPMS) verkaufen sich längst nicht so gut wie vorhergesagt.
Wir haben es probiert, und es hat nichts gebracht.
Software Hersteller reduzieren das Thema BPM immer nur auf Prozessautomatisierung.
Die Unternehmen verharren im funktionalen Silo-Denken.
Jeder versteht etwas anderes unter BPM.
Was ist eigentlich BPM?

Wer in letzter Zeit Forumsdiskussionen, Blogs und Papers zu dem Thema liest, gewinnt den Eindruck, dass Prozessmanagement in der Sinnkrise steckt. Davon war hier kürzlich schon die Rede. Thomas Olbrich hat nun den Stand einer Diskussion auf LinkedIn zusammengefasst. Eine zentrale Frage ist nach wie vor: Was ist eigentlich BPM? Mit dem Verständnis von BPM als Management-Disziplin versus BPM als Prozessautomatisierung könnten die Auffassungen in der Praxis kaum unterschiedlicher sein. Was ist der Nutzen von BPM? Kann man den ROI für die Einführung von BPM als durchgängiges Management-Konzept ermitteln? Und sollte man es überhaupt versuchen?

Als Konsequenz aus dieser Debatte entstand der Vorschlag, ein „BPM-Manifest“ als Grundlage für ein einheitliches Verständnis des gesamten Themenkomplexes zu erarbeiten. Die Idee scheint auf reges Interesse zu stoßen. Man darf gespannt sein, ob es gelingt, die nebligen Buzzwords einzufangen und festzunageln. Die Diskussion lässt sich in der LinkedIn „BP Group“ verfolgen.

Sehr scharf beobachtet sind übrigens auch die „10 Gründe warum der BPM-Markt die Erwartungen nicht erfüllt“, die der russische Blogger Anatoly Belychook  ausgemacht hat. Besonders gut gefallen hat mir Grund Nummer vier: Es ist immer entweder zu früh oder zu spät. Solange es gut geht und eine Firma mit zweistelligen Zuwachsraten wächst, wird meist kein Grund gesehen, sich um effiziente Prozesse zu kümmern. Im Gegenteil: Zu viel Formalismus wird als Einengung betrachtet. Und wenn eine Firma bereits mit dem Rücken zur Wand steht, ist es oft zu spät, sich mit den Prozessen zu beschäftigen.

Hoffentlich trägt die gegenwärtige Diskussion dazu bei,  noch genauer hinter die schillernden Schlagworte zu blicken und sich mehr um die wirklichen Inhalte und den tatsächlichen Bedarf der Unternehmen zu kümmern.