Was bringt Geschäftsprozessmanagement? Fast 80% der Unternehmen, die Geschäftsprozessmanagement betreiben, berichten über eine Verbesserung der Prozessqualität. Es folgen die Erhöhung der Kundenzufriedenheit (66%) und – weitgehend gleichauf – Verbesserungen der Indikatoren Prozesstermine (54%), Prozesszeit (53%) und Prozesskosten (52%). Dies geht aus den Ergebnissen einer Umfrage zum Geschäftsprozessmanagement hervor, die unter bpmumfrage.wordpress.com veröffentlicht wurde. Insgesamt wurden Fragebögen von 362 Firmen ausgewertet, von denen 222 angaben, Geschäftsprozessmanagement zu betreiben.
Die Motivation zur Einführung des Geschäftsprozessmanagement liegt hauptsächlich in den Bereichen „Standardisierung der Arbeitsabläufe“ (77%), „Steigerung der Qualität“ (70%) und „Steigerung der Prozesseffizienz“ (69%). Zur Erfüllung von Anforderungen eines Geschäftspartners dient das Prozessmanagement hingegen nur bei 2,5%. Auch die Simulation von Prozessabläufen und die Erfüllung regulatorischer Vorgaben wie Basel II oder Sarbanes-Oxley spielten mit je 7% nur eine geringe Rolle.
Prozessmanagement ist nicht bekannt
Von den anderen 140 Unternehmen planen 22% ebenfalls die Einführung eines Geschäftsprozessmanagements. Was aber sind die Gründe der anderen immerhin 78%, dieses Thema nicht anzugehen? Zum einen ist es fehlendes Wissen: Über der Hälfte der Prozessmanagement-Verweigerer ist die Thematik überhaupt nicht bekannt. Zum anderen wurde angegeben, das Unternehmen sei zu klein (44%), das Wissen zur Umsetzung fehle (38%) oder es mangele an Zeit (36%). Hier ist wohl noch einige Aufklärungsarbeit zu leisten.
Aber zurück zu der Mehrzahl der Unternehmen, die zumindest nach ihren eigenen Angaben bereits Prozessmanagement betreiben. Wie umfassend ist dies bereits umgesetzt? Bei gut einem Viertel ist der „Chief Executive Officer“ (CEO), also die oberste Führungskraft des Unternehmens, für das Prozessmanagement verantwortlich. Dies entspricht der Forderung nach „Top Level Commitment“ als wesentlichem Erfolgsfaktor. Bei einem weiteren Viertel sind hingegen Fachabteilungsleiter zuständig. Das zeugt, zumal in einer funktionsorientierten Aufbauorganisation, nicht unbedingt von einer konsequenten Verfolgung des Prozessmanagement-Gedankens. In den übrigen Unternehmen fungieren unterschiedliche Manager als oberste Prozessmanagement-Verantwortliche, z. T. durchaus in hochrangigen Führungspositionen. Lediglich sechs Firmen haben die Stelle eines „Chief Process Officers“ (CPO) geschaffen. Vier davon sind Mitglied der obersten Führungsebene. Ein CPO war früher „Chief Information Officer“ (CIO), also IT-Leiter. Auch wenn seine Rolle vielfach diskutiert wird, ist der CPO also noch kaum in den Unternehmen anzutreffen. Immerhin: Die Bedeutung von „Process Owners“, also Prozessverantwortlichen, hat sich herumgesprochen: 60% der Prozessmanagement-Firmen haben Process Owners benannt. Andere Rollen wie Prozess-Auditoren, Prozess-Controller, Prozess-Koordinatoren der IT und Process Coachs finden sich jeweils in 20 bis 30% der befragten Unternehmen.
Prozessorientierung bringt neue Abteilungen
Konsequentes Prozessmanagement bedeutet vielfach auch Änderungen der bisher meist funktional gegliederten Aufbauorganisation. Immerhin 19% geben an, als Konsequenz des prozessorientierten Ansatzes neue Abteilungen gebildet zu haben. Daneben wurden Stellen neu geschaffen oder anders gegliedert. Und jeweils über die Hälfte haben zumindest abteilungsinterne Änderungen vorgenommen bzw. abteilungsübergreifende Prozessteams gebildet.
Die Erhebung bestätigt somit, was bei ähnlichen Erhebungen der vergangenen Jahren deutlich wurde: Prozessmanagement ist ein stabiler Trend, eine Reihe von prozessbezogenen Ansätzen sind vielerorts umgesetzt und zeigen nachweisbare Erfolge. Dennoch bleibt bis zu einem umfassenden Prozessmanagement auf allen Ebenen zumeist noch einiges zu tun.
Die Umfrage wurde von Simon Schmitt und Ulrich Pingel im Rahmen eines Projektes an der Fachhochschule Koblenz unter der Betreuung von Prof. Dr. Ayelt Komus durchgeführt.
Link: bpmumfrage.wordpress.com
Guten Tag Herr Prof. Dr. Allweyer,
ist o.g. Website noch aktuell? Es scheint nicht so.
Gibt es einen neueren Link zur Studie von Schmitt & Pingel?
Beste Grüße,
Carsten Schöpp
Die Studie ist noch verfügbar. Der Link war nicht mehr aktuell, ich habe ihn angepasst.
Vielen Dank für den Hinweis!