Waren mit Gedächtnis verbessern Abläufe

Wenn man Prozesse, in denen Materialien und Produkte bearbeitet oder transportiert werden, durch IT unterstützt, muss man dafür sorgen, dass die digitalen Informationen über den Ablauf mit dem tatsächlichen physischen Ablauf übereinstimmen. Hierzu werden an bestimmten Stellen Daten erfasst. So zum Beispiel beim Verladen eines Pakets oder beim Eintreffen im Lager. Vielfach erfolgt dies, indem Mitarbeiter die Daten manuell oder mittels eines Strichcode-Lesers erfassen – oder aber das Paket verfügt über einen Funkchip (RFID, Radio Frequency Identification).

Die manuelle Erfassung ist aufwändig, sie kann daher nur an ausgewählten Stellen erfolgen. Technologien wie RFID und GPS hingegen ermöglichen es zumindest theoretisch, jedes Detail bei der Verarbeitung und beim Transport zu erfassen und den Weg eines Produktes nahtlos zu verfolgen und zu protokollieren. Jetzt wurde ein ziemlich großes Forschungsprojekt gestartet, das genau dies zum Ziel hat: Alle an einem Objekt auftretende Ereignisse zu erfassen und zu analysieren, und auf dieser Grundlage die Prozesse zu planen und zu steuern. Anwendungsbereiche finden sich z. B. in der Transportlogistik, der Wartung und Instandhaltung und im Supermarkt.

In der „Allianz Digitaler Warenfluss“ (ADiWa) findet sich alles, was im IT-Bereich in Deutschland Rang und Namen hat: SAP, IDS Scheer, Software AG, Fraunhofer-Gesellschaft, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) sowie die Technischen Universitäten Darmstadt und Dresden. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 17,7 Mio. Euro. Die beteiligten Firmen wollen selbst noch einmal 40 Mio Euro in das Projekt investieren. ADiWa ist Teil des Forschungsprogramms „Digitales Produktgedächtnis“, in dem u. a. versucht wird, mit Hilfe von semantischen Technologien alle Informationen aus dem Leben eines Produktes miteinander zu verknüpfen. Auf ein solches Produktgedächtnis kann dann etwa bei der Prozess-Steuerung zurückgegriffen werden.

Prinzipiell ergeben sich mit Sicherheit eine Menge nützlicher Ansätze zur verbesserten Steuerung von Prozessen mit Warenfluss. Eine zentrale Herausforderung wird darin bestehen, dass sich die beteiligten Systeme (Waren, Maschinen, IT-Systeme) verstehen. Eine rein technische Integration reicht nicht aus, um Prozesse steuern zu können. Die ausgetauschten Informationen müssen auch gleich interpretiert werden. Hierfür werden meist semantische Technologien vorgeschlagen, bei denen jede Informationen einen Bezug zu einheitlichen Begriffs-Systemen (Ontologien) hat. Derartige Technologien werden bereits seit Langem für das Internet entwickelt. Trotzdem haben sie sich dort nicht durchgesetzt. Bleibt abzuwarten, ob dies beim „Internet der Dinge“ anders sein wird. Ansonsten wird man viele interessante Einzellösungen entwickeln. Die notwendige Integration über viele verschiedene Geschäftspartner hinweg wird dagegen mangels einheitlicher Sprachen mühsam bleiben.

Informationen über ADiWa:

http://www.heise.de/newsticker/Neue-Allianz-will-Internet-der-Dinge-in-Geschaeftsprozessen-vorantreiben–/meldung/126963

http://www.computerzeitung.de/articles/it_dient_sich_als_konjunktur-lokomotive_an:/2009007/31829620_ha_CZ.html?null=&&page=1

http://idw-online.de/pages/de/news299675