Das aktuelle Heft 5/2010 der zfo Zeitschrift Führung + Organisation ist dem Schwerpunkt Prozessmanagement gewidmet. Ein einleitender Beitrag von Michael Gaitanides befasst sich mit der Frage, was das Prozessmanagement vom Fußball lernen kann, wozu ich schon etwas in diesem Kommentar geschrieben habe.
Die weiteren Beiträge zum Schwerpunktthema:
- Friedemann Baisch erläutert, welche Rolle eine Prozesskultur im Unternehmen spielt, und wie diese entwickelt werden kann. Ist eine ausgeprägte Prozesskultur vorhanden, so haben die Mitarbeiter die Prinzipien des Prozessmanagements verinnerlicht. Es sind dann weniger Vorgaben, Assessments und Dokumentationen erforderlich, da die Mitarbeiter eigenverantwortlich prozessorientiert handeln. Will man die Unternehmenskultur hin zu einer Prozesskultur verändern, benötigt man einen Masterplan für das Veränderungsvorhaben, der die verschiedenen Einzelprojekte integriert. Neben der Sachebene müssen darin auch die Kontextebene und die Verhaltensebene berücksichtigt werden. Mitarbeiter, die im Prozessmanagement geschult sind, sollten nicht in Stabsabteilungen sondern in Linieneinheiten eingesetzt werden, wo sie ihre Aufgaben entsprechend ihrer Prozesskompetenz organisieren.
- Jens Kohler und Sven Domeier befassen sich damit, wie verschiedene prozessbezogene Projekte im Sinne eines unternehmensweiten Ansatzes aufeinander abgestimmt werden können. Sie beschreiben, welche Rolle hierbei ein Prozessmanagement-Office spielen kann. In Großunternehmen kann die Aufteilung in strategische und operative Prozessmanagement-Offices sinnvoll sein, wobei erstere übergreifende Koordinationsaufgaben und strategische Themen bearbeiten und letztere als Service-Einheiten für die Prozessmanager agieren. Es werden zwei Fallbeispiele aus der Flugzeug- und der Automobilbranche vorgestellt.
- Bettina Dietsche und Guido Fischermanns stellen den Prozessmanagement-Ansatz der Versicherungskammer Bayern vor. Dieser Ansatz umfasst ein Vorgehensmodell, ein Portfolio ausgewählter Methoden und Werkzeuge. Wichtige Rollen nehmen außerdem das Veränderungsmanagement und das Schulungskonzept ein.
- Silvia Adelhelm u. a. illustrieren am Beispiel eines mittelständischen Pharmaunternehmens wie Innovationsprozesse durch „Open Innovation“ verbessert werden können. Hierbei werden gezielt externe Partner in den Innovationsprozess einbezogen. Da im Innovationsprozess vor allem die Generierung und der Austausch von Wissen eine Rolle spielen, wurde die Knowledge Modeling and Description Language (KMDL) zur Prozessmodellierung und -analyse eingesetzt.
- Jakob Freund erklärt im Interview, dass heute die zentrale Herausforderung die Integration des organisatorischen Prozessmanagements mit der Sicht der IT ist. Er plädiert für die Einführung von agilen Vorgehensweisen auch für die Prozessentwicklung.