Die Nürnberger Firma MID ist vor allem aufgrund ihrer Modellierungsplattform für die Software-Entwicklung bekannt, wo vor allem die Unified Modeling Language (UML) eingesetzt wird. Mit dem „Innovator for Business Analysts“ spricht sie verstärkt die Zielgruppe der fachlichen Modellierer im Vorfeld der eigentlichen Systementwicklung an. Hier spielt die Prozessmodellierung mit BPMN eine wichtige Rolle. Um die Durchgängigkeit zur Software-Entwicklung zu gewährleisten, haben die Methodenexperten von MID die BPMN mit der UML verknüpft und zugleich um weitere Aspekte ergänzt, wie z. B. Organisations- und Ressourcenmodellierung und die Abbildung von Maskenflüssen.
Eines vorweg: Der Innovator for Business Analysts ist kein Werkzeug für jemanden, der nur kurz ein paar Diagramme zeichnen möchte. Dazu ist das Tool zu mächtig, und es erfordert einigen Einarbeitungsaufwand in die zugrunde liegenden Konzepte. Diese verbergen sich z. T. auch unter der grafischen Modellierungsoberfläche. So lassen sich manche Beziehungen, die man nicht grafisch modellieren kann, über Eigenschaftsdialoge herstellen. Dass sich beispielsweise hinter einem Ereignis noch eine separate Ereignis-Definition befinden kann, ist für den Gelegenheitsmodellierer wahrscheinlich eher verwirrend. Nützlich wird dies jedoch dann, wenn in mehreren Modellen auf dasselbe Ereignis Bezug genommen wird – und man derartige Zusammenhänge auch auswerten möchte.
Hilfreiche Modellierungsfeatures
Sehr schön sind einige Modellierungsfeatures, wie man sie in vielen anderen Tools vergeblich sucht. So bestimmt das Programm selbst, ob es sich bei einem Ereignis um ein Start-, Zwischen- oder End-Ereignis handelt. Möchte man ein Element in einen bestehenden Sequenzfluss einfügen, so muss man die Kanten nicht etwa manuell umhängen. Es genügt, das Ereignis oder die Aktivität einfach auf diesen Sequenzfluss zu schieben. Ebenso einfach kann man einen vorhandenen Sequenzfluss auftrennen. Innovator erzeugt dann zwei Link-Ereignisse. Beim Modellieren schafft sich das Tool immer genug Platz, indem es andere Elemente verschiebt. Es ist auch nicht möglich, über den Rand einer Lane oder eines Pools hinaus zu modellieren, da sich ihre Größe anpasst. Kollaborationen können so dargestellt werden, dass man die Pools der einzelnen Beteiligten auf- und zuklappen kann. Die Nachrichtenflüsse enden dann je entweder an den Ereignissen und Aktivitäten innerhalb eines offenen Pools, oder am Rand eines geschlossenen Pools.
Schließlich ist es auch möglich, verschiedene Sichten ein- und desselben Modells darzustellen. Eine Sicht auf ein Modell kann an einen bestimmten Einsatzzweck angepasst werden, indem nicht interessierende Details weg gelassen werden. Dennoch bleibt die Verbindung zum Originalmodell erhalten. Ändert man das Originalmodell, wirkt sich das dann auch auf die verschiedenen Sichten aus.
Eine Besonderheit ist die Verbindung zwischen UML Use Case-Diagrammen und BPMN-Kollaborationen. Modelliert man ein Anwendungssystem mit Hilfe von Use Cases und den jeweils beteiligten Akteuren, so kann der Ablauf innerhalb des Use Cases als BPMN-Kollaboration dargestellt werden. Hierzu lässt man den zu verfeinernden Use Case einfach in ein BPMN-Diagramm fallen. Das Tool erstellt daraus eine Kollaboration mit den Akteuren und dem System als Pools. Das Zusammenspiel lässt sich dann mit Hilfe von Nachrichtenflüssen modellieren.
Verknüpfung mit Klassendiagrammen und Organigrammen
Datenobjekte können durch Strukturdiagramme verfeinert werden, die wiederum mit UML Klassendiagrammen verbunden sowie durch Zustandsdiagramme näher beschrieben werden können. Aktivitäten können außerdem mit Ressourcen und Organisationseinheiten verknüpft werden, wodurch z. B. eine Verbindung zum Organigramm möglich ist. Möchte man einen Software-gestützten Ablauf im Detail spezifizieren, so kann man den Maskenfluss ebenfalls mit Hilfe von BPMN modellieren. Hierzu wurden die BPMN-Tasks erweitert, um die jeweils anzuzeigenden Felder und die Benutzerinteraktionen darstellen zu können.
Mit den beschriebenen Möglichkeiten können vielfältige Beziehungen zwischen unterschiedlichen Modellen erstellt werden. Möchte man diese im Zusammenhang darstellen, so kann man ein sogenanntes Whiteboard-Diagramm verwenden. Hier können die Inhalte verschiedener Modelle angezeigt werden. Dabei werden die existierenden Beziehungen zwischen den einzelnen Modellen ebenfalls visualisiert, wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist.
Die Modelle werden in einem Repository auf einem zentralen Server abgelegt. Die gemeinsame Bearbeitung von Modellen ist damit kein Problem. Sämtliche Modellinhalte und Verknüpfungen können durch konfigurierbare Reports ausgewertet werden. Angekündigt sind außerdem eine Reihe von Erweiterungen, u. a. ein BPEL-Generator und ein SAP-Plugin. Außerdem ist eine Verbindung zum ebenfalls neu entwickelten Innovator für Database Architects möglich.
Wie bereits erwähnt ist der Innovator for Business Architects ein sehr mächtiges Tool. Wer es einsetzen möchte, sollte sich zunächst die zugrunde liegenden Gesamtmethodik genauer ansehen und überprüfen, ob sie für die eigenen Zwecke geeignet ist. Momentan ist der Einsatzschwerpunkt vor allem die fachliche Modellierung als Grundlage für die Software-Entwicklung. Für die rein organisatorischen Prozessmanagement-Aspekte ist die Unterstützung derzeit noch wenig ausgeprägt, dürfte jedoch in kommenden Releases ausgebaut werden.
Das nenn´ ich mal eine guten Schritt in die richtige Richtung. Es gibt ja auch Vertreter, die gegen eine Erweiterung der BPMNN sind z.B. in die Datenmodellierung. Aber gerade beim Thema BPM Round-Trip ist das spannend.
Denn was mich da interessieren würde ist, wie diese Datenstrukturen in eine Workflow Plattform übertragen werden können.
Es muss ja die BPMN selbst nicht erweitert werden. Sinnvolle Verknüpfungen zu anderen Notationen sind sicherlich einfacher und schneller umzusetzen.
Meines Wissens kann man die Modelle aus dem Innovator bislang noch nicht in Workflow Engines übertragen, aber da wird sicherlich noch einiges kommen.
Die Datenstrukturen werden in Form von XSDs zusammen mit den BPEL oder BPMN-XML Artefakten an die Workflow Plattform übergeben.
Damit können sowohl die dynamischen als auch statischen Aspekte nahezu vollständig modelliert und übertragen werden.