Nur 7% der Teilnehmer einer Studie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften haben laut eigener Einschätzung bereits einen recht hohen BPM-Reifegrad erreicht („Richtlinien und Methoden größtenteils eingeführt sowie kontinuierliche Verbesserung größtenteils etabliert“). An der Studie, die bereits von Martin Bartonitz auf dem Saperion Blog diskutiert worden ist, haben 219 Personen aus unterschiedlichen Unternehmen im deutschsprachigen Raum teilgenommen. Als Haupthindernis für die Einführung von BPM wurde – wie auch schon in anderen Studien – die fehlende Unterstützung durch das Führungsteam genannt.
Bei nur 14% der Befragten werden die Geschäftsprozesse mehrheitlich oder vollständig von der Unternehmensstrategie abgeleitet. Knapp die Hälfte schätzt die jährlichen Investitionen in BPM (ohne eigene Personalkosten) auf unter 50.000 Euro. Allerdings wird nicht näher erläutert, in welchen Fällen es sich bei einer Ausgabe um eine BPM-Investition handelt. 28% haben keine speziellen Rollen für das Prozessmanagement eingeführt. Nur 5% haben demgegenüber explizit einen Chief Process Officer (CPO) ernannt. Immerhin haben 50% der Firmen eine verantwortliche Stelle für das Prozessmanagement benannt.
Business Process Outsourcing (BPO), also das Auslagern kompletter Geschäftsprozesse, wird von 34% derzeit oder in naher Zukunft praktiziert. Wobei in erster Linie IT-Prozesse ausgelagert werden. Der größere Teil der Befragten hat indes keine BPO-Pläne oder sich explizit dagegen entschieden.
Zumindest werden fast überall Prozesse dokumentiert. Nur bei 3% gibt es überhaupt keine Prozessdokumentation. Mehr als die Hälfte ihrer Prozesse haben aber nur 38% dokumentiert. Führende Notation bei der Prozessmodellierung ist das einfache Flussdiagramm, wie es beispielsweise mit Microsoft Visio erstellt werden kann (63%), gefolgt von BPMN (49%), EPK (47%) und UML (28%). In diesem Zusammenhang gaben 54% an, dass Standards für sie wenig oder keine Bedeutung haben. Bei 33% sind Standards hingegen wichtig oder sehr wichtig.
Mehr als die Hälfte (57%) setzen ein softwarebasiertes BPM-Werkzeug ein. Haupteinsatzzweck ist nach wie vor die Modellierung der Prozesse (81%), mit weitem Abstand gefolgt von der Prozessanalyse (55%) und der Unterstützung von Governance, Risk und Compliance (46%). Erst dann folgt das Thema Prozessautomatisierung (41%). Die Mehrheit der Teilnehmer geht davon aus, dass BPM-Werkzeuge in Zukunft wichtiger werden. Leider wurde der recht allgemeine Begriff „BPM-Werkzeuge“ nicht weiter differenziert. So finden sich in einem Anbietervergleich Firmen mit einem vielfältigen Angebot im BPM-Umfeld, wie z. B. Software AG oder SAP, neben reinen Modellierungstoolherstellern wie ViFlow oder Signavio.
Fazit: Wie auch schon in anderen Studien zeigt diese neue Umfrage einmal mehr, dass sich Prozessmanagement-Aktivitäten bei vielen Unternehmen nach wie vor auf die Dokumentation und Modellierung von Prozessen beschränkt. Nur ein kleinerer Teil bemüht sich bislang ernsthaft um ein konsequentes Prozessmanagement, das u. a. systematisch mit der Unternehmensstrategie verbunden ist und auch organisatorische Änderungen einschließt.
ich frage mich, wie man ohne prozessmanagement vernünftig wirtschaften kann…
zusätzlich halte auch ich es für nicht aussagekräftig, wenn alle bpm-lösungen über einen kamm geschert und reine tools mit erp.software verglichen werden….. da haben wir dann wieder unsere äpfel und birnen.