Es dürfte schwer sein, etwas zum Thema Qualitätsmanagement zu finden, das in dem zwischenzeitlich in der dritten Auflage erschienenen Buch „Grundlagen Qualitätsmanagement“ (Anzeige) von Hans-Dieter Zollondz nicht behandelt wird. Wer bei dem Titel „Grundlagen“ möglicherweise an ein einführendes Lehrbuch denkt, liegt falsch. Dafür spannt Zollondz den Bogen viel zu weit. Die Vielfalt der behandelten Konzepte, Strömungen und Protagonisten des Qualitätsmanagements wird einen Einsteiger zwangsläufig überfordern. Wer sich hingegen schon ausführlicher mit dem Thema beschäftigt hat und sich über die Herkunft und die zugrunde liegenden Ideen der heute in ganz verschiedenen Formen verwendeten Qualitätsmanagement-Ansätze informieren möchte, kommt an diesem Buch nicht vorbei.
Das Buch ist in sechs Abschnitte gegliedert:
Der erste Abschnitt befasst sich mit der Herkunft des Qualitätsbegriffs, der Qualitätswissenschaft und des Qualitätsmanagements. Die Ausführungen zur Qualität gehen bis zu Lao-tse und den Vorsokratikern zurück. Zollondz erläutert, dass es heute nicht die eine Qualitätswissenschaft gibt, sich Qualitätsaspekte aber in vielen anderen Disziplinen finden, z. B. in den Ingenieurwissenschaften. Was es hingegen gibt, ist die Praxis des Qualitätsmanagements, deren geschichtliche Entwicklung skizziert wird.
Der zweite Abschnitt stellt die Beiträge wichtiger Protagonisten zum Qualitätsmanagement vor, wie z. B. Frederic Winston Taylor, Henry Ford, William Edwards Deming und Taiichi Ohno. Ein Kapitel widmet sich speziell der Qualitätsmanagementbewegung im deutschsprachigen Raum.
Im dritten Abschnitt werden zunächst wesentliche Begriffe diskutiert. Neben dem Qualitätsbegriff selbst geht es u. a. um Qualitätsforderungen, Qualitätsmerkmale und Dienstleistungsqualität. Anschließend werden wesentliche Qualitätsmodelle vorgestellt, wie z. B. das Qualitätsregelkreis-Modell oder der RCPA-Zyklus (Requirements, Check, Plan, Act) und verschiedene Dienstleistungsqualitäts-Modelle. Abschließend wird die Rolle von Qualitätsprogrammen als Voraussetzung für Qualitätsmanagement-Systeme diskutiert.
Die verschiedenen Ansätze und Systeme des Qualitätsmanagements sind Gegenstand des vierten Abschnitts. Interessanterweise wird die Frage „Was ist Qualitätsmanagement?“ erst zu Beginn dieses Abschnitts ausführlich diskutiert, ziemlich genau in der Mitte des Buchs. Da hierzu kein einheitliches Verständnis herrscht, entwickelt der Autor ein „Urmodell“ des Qualitätsmanagements, das als gemeinsamen Nenner die unabdingbaren Elemente jedes QM-Ansatzes enthält, wie z. B. Prozesse, Management, Ressourcen, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Messen und Analysieren.
Ein Kapitel widmet sich ausführlich dem Prozessmanagement als Basis des Qualitätsmanagements. Zwar setzt beispielsweise kein Qualitätsmanagement-Ansatz eine Prozessorganisation voraus, doch ist ein systematisches Prozessmanagement etwa ein wesentliches Element des TQM-Ansatzes (Total Quality Management). In den Normen der ISO 9000-Familie wird ein prozessorientierter Ansatz gefordert. Andererseits sind die Forderungen an ein Prozessmanagement wenig konkret, und die Praxis zeigt, dass viele Unternehmen mit einem entsprechenden Zertifikat wenig prozessorientiert sind. Zollondz gibt zu bedenken, dass eine für alle Unternehmenstypen gedachte Norm zwangsläufig recht allgemein bleiben muss. Er sieht den geeigneten Ort für konkretere Forderungen an das Management der Prozesse in branchenspezifischen Normen. So enthält etwa die Norm VDA 6.2 für die Automobilindustrie weitergehende Forderungen zu den Prozessen.
Es werden alle wesentlichen Ansätze besprochen, die eine Rolle im Qualitätsmanagement spielen, wie z. B. das kontinuierliche Verbesserungsmanagement, Qualitätsmanagementsysteme nach ISO 9001, TQM-Modelle, integriertes Management, Six Sigma und Lean Management.
Die Implementierung des Qualitätsmanagements und die Zertifizierung sind Gegenstand des fünften Abschnitts. Die Schlussbetrachtung im sechsten Abschnitt geht unter anderem der Frage nach, warum QM-Systeme zwar vielfach eingeführt worden sind, aber nicht wirklich gelebt werden. Ein wesentlicher Grund mag darin liegen, dass zu starre QM-Systeme die Mitarbeiter zu stark einschränken. Entsprechend fordert Zollondz, das richtige Maß zwischen Ordnung und Unordnung zu finden, um den Mitarbeitern genügend Handlungsspielräumen zu eröffnen. Qualitätsbewusstsein ist wichtiger als das starre Befolgen detailliert vorgegebener Abläufe.
Die Darstellungen im Buch sind sehr umfassend, so dass der oben stehende Überblick zwangsläufig sehr fragmentarisch ist und nur einzelne punktuelle Aspekte heraushebt. Besonders hervorzuheben ist, dass die im Buch vorgestellten, so verschiedenartigen Beiträge und Ansätze des Qualitätsmanagements nicht beziehungslos nebeneinander gestellt, sondern ausführlich inhaltlich diskutiert und in einen Gesamtzusammenhang gestellt werden. Man kann das Buch auch nutzen, um gezielt einzelne Ansätze und Personen des Qualitätsmanagements nachzuschlagen. Der größte Nutzen ergibt sich jedoch, wenn man sich auf die gedankliche Auseinandersetzung des Autors mit den jeweiligen Konzepten einlässt.
Zollondz, H.:
Grundlagen des Qualitätsmanagements.
Einführung in Geschichte, Begriffe, Systeme und Konzepte.
3. Auflage.
Oldenbourg Verlag, München 2011.
Das Buch bei amazon (Anzeige)
Bzgl. der ISO 9001 Zertifizierung hat sich bei uns im Haus gezeigt, dass unsere Pozessorientierung, die wir schon einige Jahre leben, uns sehr geholfen hat, das Audit schnell auf den Punkt zu bringen.
Die Buchbeschreibung hört sich ja sehr interessant an, meiner Meinung auf jeden Fall eine Kaufentscheidung wert!