Daniel Meyer führte die Prozessautomatisierung mit camunda fox, der kommerziellen Variante von Activiti, vor. Als Beispiel hatte er einen Versicherungsantragsprozess gewählt, der u. a. einen Regelservice, einen externen Service, einen manuellen Task und die Anbindung eines ERP-Systems enthielt. Den Prozess hatte er als Cloud-Anwendung bereitgestellt, wo die Zuhörer fleißig über ihre Smartphones und Tablets Anträge stellten. In einem Live-Dashboard wurde die Zahl der Anträge an jedem Task und jedem Ereignis live angezeigt. Gezeigt wurde die manuelle Bearbeitung der Anträge und ein vorübergehender Ausfall des eingebundenen Service zur Bonitätsprüfung, der dazu führte, dass sich die Anträge stauten.
Meyer erläuterte die Architektur der Prozessanwendung und was zu tun ist, um von einer Prozessdefinition zur Anwendung zu kommen. Einige Probleme werden durch die Einbindung der Process Engine in das Enterprise Java Beans-Programmiermodell einfach gelöst. So können beispielsweise Transaktionen definiert werden, die den Prozessstatus und die Änderung der bearbeiteten Datenobjekte beinhalten. Scheitert z. B. das Speichern des Antrags in der Anwendungsdatenbank, so wird auch die Prozessinstanz nicht in der Datenbank der Process Engine gespeichert. In einer Standalone Process Engine wäre etwas derartiges wesentlich schwieriger zu lösen (z. B. durch die Modellierung einer expliziten Ausnahmebehandlung im Prozess). Durch die Verwendung von Java für den Zugriff auf die Engine kann man Anwendungslogik sehr einfach direkt im Java Code realisieren, d. h. es ist für einfache Funktionalitäten nicht immer ein Web Service-Aufruf notwendig.
Schließlich wurde live gezeigt, wie eine Änderung des Prozesses implementiert wird. Auf Wunsch des Publikums wurde ein empfangendes Nachrichtenzwischenereignis in das Prozessmodell eingebaut. Meyer führte die einzelnen Schritte inklusive der Definition eines REST-Service und der Realisierung der notwendigen Korrelation, d. h. der Zuordnung der eintreffenden Nachricht zur richtigen Prozessinstanz, vor. Da es keine Anwendung für das Senden von Nachrichten gab, wurde die Nachricht manuell über ein weiteres Cockpit eingefügt, das das Monitoring einzelner Prozessinstanzen ermöglicht. Im Gegensatz zu reinen „Zero Coding“-Engines wird bei Activiti vieles im Java-Code definiert. Derartige Änderungen erfordern daher zwangsläufig Entwicklerkenntnisse, sind aber recht schnell umzusetzen.
Da die Pecha Kucha-Session im letzten Jahr gut angekommen war, wurde das Format auch dieses Jahr wieder eingesetzt: Insgesamt neun Vorträge von je sechseinhalb Minuten Dauer und 20 Folien, die immer genau 20 Sekunden dauerten. Das Resultat war auch diesmal ein recht abwechslungsreicher Überblick über unterschiedliche Facetten des Prozessmanagements, darunter einige Anwenderberichte, Pilotanwendungen mit Activiti, die Verbindung von Prozessmodellierung und Anforderungsmanagement, die Modellierung von Integrationsprozessen als Bindeglied zwischen fachlichen Prozessen und Services sowie die Frage, wie man das Thema Prozessverantwortung am besten löst.
Auch ich durfte einen Kurzvortrag beisteuern, diesmal ein Plädoyer für die engere Verzahnung von Prozessmanagement und Enterprise Architecture Management (EAM). Es war mein erster Pecha Kucha-Vortrag, und wie auch so manch anderer Referent hatte ich trotz vorherigen Ausprobierens mit den kurzen Einblendungszeiten der einzelnen Folien zu kämpfen. Oftmals hat man seinen Satz noch nicht zu Ende gesprochen und redet noch in die nächste Folie hinein. Aber auch das trägt ja zum Reiz dieser Vortragsform bei: Wie kommt der Referent mit der strengen Taktung der Folien zurecht? Die knappe Zeit zwingt einen dazu, recht schnell auf den Punkt zu kommen.
Impressionen von der Veranstaltung:
http://www.bpmcon.de/impressionen-2012/