Die Firma Gartner ist nicht nur für ihre magischen Quadranten zur Einordnung verschiedener Software-Systeme bekannt, sondern auch für die Erfindung neuer Begriffe und Abkürzungen. Und so wurde der magische Quadrant für Business Process Management-Suiten (BPMS) nun von einem für „intelligente“ BPMS abgelöst, kurz iBPMS. Ein iBPMS unterscheidet sich von einem herkömmlichen BPMS dadurch, dass es sich nicht auf die Prozessautomatisierung beschränkt, sondern auch soziale und mobile Technologien sowie Business Intelligence abdeckt und integriert. Es dient Unternehmen zur Unterstützung von „Intelligent Business Operations“ (IBO) – ein weiteren Gartner-Begriff, der für flexible und anpassbare Prozesse auf Basis von Echtzeit-Auswertungen und Entscheidungsunterstützungssystemen steht.
Ein iBPMS soll über die folgenden 10 Kernfunktionalitäten verfügen:
- Eine Prozessorchestrierungs-Engine
- Eine Modellierungs- und Entwicklungskomponente
- Content und Case Management
- Benutzerinteraktionen
- Konnektivität zu verschiedenen Systemen, Daten, Ereignisströmen, Zielen und Kennzahlen
- Kontinuierliche Analysen und Monitoring
- Bedarfsgetriebene Analysen und Auswertungen
- Geschäftsregeln
- Management und Administrationen
- Ein Repository für Prozesskomponenten
Dadurch, dass neue Kriterien aufgestellt wurden, hat sich die Verteilung der betrachteten Systeme in der Matrix deutlich verschoben, ein Vergleich mit dem vorhergehenden BPMS-Quadranten ist nicht mehr möglich. Auch wenn die von Gartner in den Fokus gerückten Themen zweifellos immer wichtig werden, wird Gartner in einigen Blog-Beiträgen für die neue Studie kritisiert. So wird moniert, dass ständig neu eingeführte System-Kategorien und Abkürzungen die Kunden eher verwirren dürften. Auch werde mit nur 13 Anbietern nur ein kleiner Teil des Marktes betrachtet. Angesichts des von Gartner beschworenen Real Time Enterprise ist auch nur schwer nachzuvollziehen, dass die Studie auf Hersteller-Interviews beruht, die mindestens ein halbes Jahr zurückliegen. So hat zwischenzeitlich bereits einer der untersuchten Anbieter den Markt verlassen, und auch bei den anderen Herstellern dürfte es eine ganze Menge Neuerungen geben, die nicht berücksichtigt sind.
- Vorstellung des Magischen Quadranten im Blog von Jim Sinur (Co-Autor der Studie)
- How to Bake a Magic Quadrant Cake (Theo Priestley)
- Gartner Releases iBPMS Magic Quadrant; Confused? You should be (Ian Gotts)
Link zur Studie „Magic Quadrant for Intelligent Business Process Management Suites“
Den Kritiken kann ich mich nur anschließen. Gerne lässt sich ja etwas erweitern, aber vergleichbar muss es bleiben.
Da die Quadranten aus meiner Erfahrungen allerdings nur für die Top 500 interessant sein dürften, wird das den wichtigen Mittelstand in DACH kaum aus der Reserve locken …