Interessante Ergebnisse zur Verbreitung der Prozessorganisation förderte eine neue Studie zu Tage, die im Auftrag der Gesellschaft für Organisation (gfo) durchgeführt wurde. Viele der 165 in der Studie vertretenen Unternehmen richten ihre Organisation durchaus an den Prozessen aus – allerdings nur in den unteren Führungsebenen. Auf den oberen Ebenen herrscht dagegen nach wie vor eine starke Funktionsorientierung. Dies gilt insbesondere für Großunternehmen. So ordnet das oberste Management oftmals für die nachgeordneten Ebenen eine stärkere Prozessorientierung und andere Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz an, nimmt sich selbst aber davon aus. Das ist umso beklagenswerter, als dieselbe Studie wieder einmal bestätigt, was der wichtigste Erfolgsfaktor des Prozessmanagements ist: Die oberste Leitung muss Prozessorientierung unterstützen und selbst vorleben.
Bei etwa einem Drittel der Befragten werden die Prozesse bei der Gestaltung der Organisation überhaupt nicht betrachtet. Und nur bei einem Prozent gibt es eine reine Prozessorganisation. Insgesamt schneiden kleine Unternehmen besser ab als größere. Etwa die Hälfte hat wesentliche Aspekte eines konsequenten Prozessmanagements umgesetzt, einschließlich Prozessverantwortlichen, Kennzahlensystemen und Regelkreisen zur ständigen Verbesserung. Die andere Hälfte der beteiligten Unternehmen verzichtet darauf noch weitgehend. Immerhin zwei Drittel nutzen Modellierungswerkzeuge. Als Notation kommt bei über einem Viertel BPMN zum Einsatz.
Die Studie, die in der aktuellen Ausgabe 1/2015 der Zeitschrift Führung + Organisation (zfo) vorgestellt wird, nennt auch wesentliche Barrieren für die Prozessorganisation. An erster Stelle liegt hier die „Dominanz funktionsbezogener Subkulturen“, gefolgt von ungeeigneten Anreiz- und Karrieresystemen, unzureichender Anpassung von Ressourcen und Entscheidungskompetenzen und politischen Widerständen. Als wichtigste Erfolgsfaktoren werden nach dem bereits angesprochenen Top Management Commitment die folgenden genannt: Motivation der Beteiligten, Umfassende Kommunikation der Prozesse an die Mitarbeiter sowie abgestimmte und verständliche Prozessbeschreibungen.
Die komplette Studie wird man nach Erscheinen bei der gfo beziehen können.