Viele Prozessmanagement-Ansätze werden etwas vage, wenn es um die Anbindung an die Unternehmensstrategie geht. Doch bleibt die positive Wirkung von Prozessverbesserungsmaßnahmen zwangsläufig beschränkt, wenn nicht sichergestellt ist, dass die Prozesse möglichst optimal auf die Markterfordernisse und die Strategie ausgerichtet sind. Das vorliegende Buch schließt diese Lücke. Es beschreibt sehr genau, wie man die Unternehmensstrategie konkretisiert und in den Prozessen verankert. Der vorgestellte Ansatz wurde am Institut für Unternehmensführung der TU Graz entwickelt und in zahlreichen Projekten erfolgreich umgesetzt.
Bei diesem Ansatz geht es nicht um inkrementelle Verbesserungen innerhalb bestehender Organisationsstrukturen, sondern um grundlegende Prozessinnovationen, die zumeist auch Änderungen der Aufbauorganisation erfordern. Zentral ist hierbei die Gestaltung sämtlicher Schnittstellen als Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen mit genauer Festlegung von Input und Output und vollständiger Verantwortungsübertragung. Hierdurch lassen sich die enge Kopplung zwischen den Prozessen und die hieraus entstehende Komplexität reduzieren. In einem Top-Down-Vorgehen wird hierzu zunächst das Makrodesign des Unternehmens entwickelt, bevor das Mikrodesign der einzelnen Prozesse ausgearbeitet wird. Das Makrodesign unterscheidet sich von einer herkömmlichen Prozesslandkarte dadurch, dass sämtliche Prozessschnittstellen präzise definiert sind.
Unternehmensstrategie und Makrodesign müssen spezifisch für jedes Unternehmen entwickelt werden. Die Autoren raten dringend davon ab, Referenzmodelle zu übernehmen oder „Mainstream“-Empfehlungen der aktuellen Business-Literatur zu folgen. Wichtige Konzepte des Ansatzes sind unter anderem die Prozesskaskade, die Prozess-Segmentierung und die horizontale Prozessintegration. Die Prozesskaskade strukturiert das Zusammenspiel zwischen den kundenbezogenen End-to-End-Prozessen und anderen Prozessen, die ihnen als Zulieferer dienen, wobei die Schnittstellen gemäß der oben erwähnten Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen festgelegt werden. Wenn auch diese zuliefernden Prozesse Leistungen weiterer Prozesse in Anspruch nehmen, entsteht eine mehrstufige Kaskade. Zur Beherrschung variantenreicher Prozesse ist weiterhin eine geeignete Prozess-Segmentierung erforderlich, die nach unterschiedlichen Kriterien erfolgen kann, wie z. B. nach Kundengruppen oder Produktgruppen. Die horizontale Integration dient dazu, Prozesse aufeinander abzustimmen, zwischen denen Abhängigkeiten aufgrund benötigter Ressourcen oder Informationen bestehen. Die Aufbauorganisation richtet sich nach der im Makrodesign festgelegten Prozessstruktur.
Geschäftsprozesse werden nicht als reine Abfolgen von Aktivitäten verstanden, sondern als modulare Plattformen, die über sämtliche benötigte Informationen und Ressourcen verfügen, und in denen Prozessausführung und -steuerung miteinander verzahnt sind. Diese Plattformen können modular zusammengesetzt werden. Sie sind im Rahmen des Makrodesigns lose gekoppelt. Für das Mikrodesign innerhalb der Prozesse besteht ein recht hoher Freiheitsgrad. Auch unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke können mit dem vorgestellten Ansatz beschrieben und entworfen werden.
Das Buch beschreibt die einzelnen Elemente des Ansatzes ausführlich und gut nachvollziehbar und geht auch auf unterschiedliche Unternehmenstypen und Branchen ein. Weitere behandelte Themen sind u. a. die speziellen Herausforderungen des kundenindividuellen Lösungsgeschäfts, die prozessorientierte Kostenrechnung, der Innovationsprozess sowie die prozessbasierte Aufbauorganisation. Neben grundlegenden Erläuterungen enthält das Buch konkrete Handlungsanleitungen sowie zahlreiche Praxisbeispiele.
Unter der zahlreichen Prozessmanagement-Literatur gibt es wohl kaum ein anderes Buch, das die Ableitung der Prozesse aus der Unternehmensstrategie derart fundiert, systematisch und zugleich praxisorientiert beschreibt. Dabei konzentrieren sich die Autoren auf die methodischen Aspekte der Organisationsgestaltung. Die weichen Faktoren wie Unternehmenskultur und Veränderungsmanagement werden ebenso wie die IT-Unterstützung der Prozesse nur am Rande angesprochen.
Suter, A.; Vorbach, S.; Weitlaner, D.:
Die Wertschöpfungsmaschine –
Strategie operativ verankern – Prozessmanagement umsetzen – Operational-Excellence erreichen
Hanser 2015
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