Wer sich vom vorliegenden Buch eine Einführung in Architekturstile wie Serviceorientierte Architekturen oder Microservices erwartet, dürfte enttäuscht werden. Die Beschreibung dieser Architekturen umfasst – ebenso wie die des ebenfalls im Titel genannten Domänengetriebenen Entwurfs – nur einige Seiten im einleitenden ersten Kapitel. Schwerpunkt ist vielmehr die ausführliche Diskussion von Qualitätsmerkmalen und mit welchen Maßnahmen man die entsprechenden Qualitätsanforderungen erfüllen kann.
Das zugrunde gelegte Qualitätsmodell bezieht sich auf eine bestimmte Klasse von Softwaresystemen: webbasierte Geschäftssysteme. Der Autor versteht darunter „Systeme, die die Arbeit mit Menschen in Organisationen über das Internet unterstützen.“ Durch diese Eingrenzung ist das Qualitätsmodell spezifischer als die bekannten Qualitätsmerkmale der ISO 25010.
Im ersten Teil werden zunächst die im Titel genannten Ansätze Serviceorientierte Architektur, Microservice-Architektur und Domänengetriebener Entwurf charakterisiert. Dabei werden jeweils die wesentlichen Merkmale herausgearbeitet. Für ein tiefer gehendes Verständnis dürfte dies jedoch nicht ausreichen, hierfür muss man die entsprechende Grundlagenliteratur hinzuziehen.
Anschließend werden einige wichtige Begriffe im Zusammenhang mit Software-Services erläutert, wie Service Governance und Servicekataloge, sowie die Entwurfsstandards „Service“, „Open Host“ und „Service Bus“. Schließlich beschreibt der Autor sein Qualitätsmodell, das den weiteren Ausführungen zugrunde liegt.
Insgesamt werden 15 Einzelmerkmale zu den Themen Wartbarkeit, Performance, Zuverlässigkeit und Informationssicherheit besprochen. Bewusst ausgespart wurden die Themen User Experience und Datenqualität, die aufgrund ihres Umfangs den Rahmen des Buchs gesprengt hätten. Zu jedem Thema erfolgt zunächst eine Überblicksbeschreibung, bevor die zugehörigen Einzelmerkmale in eigenen Kapiteln behandelt werden.
Beispielsweise werden zum Thema Perfomance die Untermerkmale Latenz, Service-Performance, Kapazität und Skalierbarkeit diskutiert. Zu den Merkmalen sind jeweils auch beispielhaft mögliche Qualitätsszenarien angegeben, mit deren Hilfe man die oftmals schwer spezifierbaren Qualitätsanforderungen konkret formulieren kann.
Die Ausführungen zu den einzelnen Qualitätsmerkmalen sind sehr umfassend. Man merkt dem Autor seine umfangreiche Erfahrung und die sorgfältige Auseinandersetzung mit jedem der beschriebenen Aspekte an. Zur Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen wird es in vielen Fällen erforderlich sein, sich noch ausführlicher in das jeweilige Thema (und seine Umsetzung mit bestimmten Technologien und Programmiersprachen) einzuarbeiten, doch weiß man aufgrund der Lektüre, welche Ansätze betrachtet werden sollten und worauf man nach Ansicht des Autors achten sollte.
Als Leser sollte man bereits über eine gewisse Erfahrung in der Entwicklung von Websystemen haben. Die im Buch als Zielgruppe genannten Softwarearchitekten und Anforderungsmanager dürften bei ihrer täglichen Arbeit davon profitieren. Das Werk eignet sich auch sehr gut zum Nachschlagen.
Takai, Daniel:
Architektur für Websysteme.
Serviceorientierte Architektur, Microservices, Domänengetriebener Entwurf
Hanser 2017.
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