Die meisten BPMN-Tools verfügen über einen graphischen Editor, in dem man die gewünschten Symbole mit der Maus platziert und geeignet miteinander verbindet. Das funktioniert zwar recht intuitiv, doch dauert es vergleichsweise lange, ein etwas größeres Modell zusammenzuklicken. Eine rein textbasierte Erfassung kann wesentlich schneller gehen. Daher verfügen manche Tools zusätzlich über eine Möglichkeit zur tabellarischen Erfassung. Für rein sequenzielle Abläufe funktioniert dies sehr gut: Man muss einfach nur die Namen der aufeinanderfolgenden Aktivitäten eingeben. Wenn man aber auch Verzweigungen, Schleifen usw. per Text definieren möchte, dann braucht man spezielle Markierungen und Sprunganweisungen, was die Sache schnell kompliziert macht. Da ist es oftmals einfacher, in die grafische Darstellung zu wechseln, um Gateways und ähnliches hinzuzufügen.
Die Plattform BPMN Sketch Miner setzt zur Modellerstellung hingegen komplett auf Text. Dabei wird versucht, den benötigten Text möglichst einfach zu halten. Wer nur mehrere aufeinanderfolgende Aktivitäten darstellen möchte, gibt einfach deren Namen ein:
Aktivität 1
Aktivität 2
Aktivität 3
Das Ergebnis:
Um Verzweigungen oder Schleifen zu erzeugen, braucht man nicht unbedingt spezielle Befehle für Gateways und Ähnliches. Stattdessen gibt man die unterschiedlichen Pfade ein, die man in dem Modell durchlaufen kann. Verwendet man denselben Aktivitätsnamen mehrfach, so wird dies als eine einzige Aktivität betrachtet, die verschiedene Vorgänger oder Nachfolger haben kann. Im folgenden Beispiel kommt die Aktivität 1 zweimal vor, einmal gefolgt von Aktivität 2a, das andere Mal von Aktivität 2b. BPMN Sketch Miner bildet dies als exklusiven Gateway ab. Auch Aktivität 3 wird zweimal aufgeführt. Da sie zwei unterschiedliche Vorgänger hat, wird ein zusammenführender Gateway eingefügt.
Aktivität 1
Aktivität 2a
Aktivität 3Aktivität 1
Aktivität 2b
Aktivität 3
Das resultierende Modell sieht dann so aus:
Auch viele weitere Elemente wie Lanes, parallele Gateways, Nachrichtenflüsse, etc. lassen sich mit vergleichsweise wenig Text definieren. So ist der gesamte Code für das ganz oben dargestellte Modell:
Fachabteilung:
(start Mitarbeiter benötigt)
Mitarbeiterbedarf melden
Personalabteilung:
Stellenausschreibung verfassen
Fachabteilung:
Stellenausschreibung prüfen
Stellenausschreibung okay?
Nein
Personalabteilung:
Stellenausschreibung überarbeiten
Fachabteilung:
Stellenausschreibung prüfen
Stellenausschreibung okay?
Ja
Personalabteilung:
Stellenausschreibung veröffentlichen
Hier ist ein Link zu dem Modell in BPMN Sketch Miner
Da in dem Beispiel nach „Stellenausschreibung überarbeiten“ erneut die Vorgänger-Aktivität „Stellenausschreibung prüfen“ folgt, enthält das Modell einen Rücksprung. In dem Beispiel sieht man auch, wie Lanes, beschriftete Startereignisse und Bedingungen an Verzweigungen angegeben werden.
Der Text ist in der Tat vergleichsweise kompakt. Andererseits ist die Art und Weise, wie man Verzweigungen und Schleifen spezifiziert, doch recht gewöhnungsbedürftig. Am Anfang benötigt es einiges Hin- und Herprobieren, bis das Modell so ist, wie es sein soll. Am besten nutzt man die zahlreichen Beispiele, die sich auf der Plattform finden, und passt sie an die eigenen Wünsche an.
Ausprobieren und loslegen ist ganz einfach: Auf der Website www.bpmn-sketch-miner.ai kann man direkt seinen Text eingeben. Das BPMN-Modell wird parallel zum Eintippen erzeugt und verändert. Um später wieder darauf zugreifen zu können, kann man einen Link auf das Modell exportieren. Da es sich bei der Modell-Definition um ganz gewöhnlichen Text handelt, kann man ihn auch einfach kopieren und in einer Datei speichern. Zudem kann das Modell im BPMN-Format exportiert und somit in anderen Tools weiterverarbeitet werden. Dies ist unter anderem dann nötig, wenn man die grafische Anordnung ändern möchte. Auf der Plattform selbst lässt sich das Layout eines Modells nämlich nicht ändern, abgesehen von einem Wechsel zwischen horizontaler und vertikaler Darstellung.
BPMN Sketch Miner wurde von der Design Research Group an der Universität Lugano entwickelt. Die Nutzung ist derzeit kostenlos. Modelle mit vertraulichen Inhalten sollte man nicht erstellen, da es keinen Zugriffsschutz gibt und jeder, der den Link zu einem Modell besitzt, darauf zugreifen kann.