In diesem sehr lesenswerten Beitrag beschreibt Volker Stiehl das Potenzial prozessgesteuerter Anwendungen zur Realisierung digitaler Geschäftsmodelle und zur Überwindung technischer Schulden.
Er beginnt mit einem ganz aktuellen Beispiel: Derzeit gibt es ständig neue Ankündigungen zu Fördermaßnahmen, mit denen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise abgemildert werden sollen. Zur Abwicklung der entsprechenden Verfahren ist IT nötig. Und da es sich vielfach um ganz neue Verfahren handelt, gibt es hierfür keine Standardlösungen. Die in den Behörden vorhandenen Systeme lassen sich auch nicht so einfach anpassen. Also werden komplett neue Lösungen erstellt, und zwar mittels herkömmlicher Programmierung. Die entstehenden Systeme sind später ebenso schwer wartbar und anpassbar wie die bisherigen. In der Krise wachsen also nicht nur finanziellen Schulden, sondern es werden auch immer mehr technische Schulden angehäuft.
Konkret erfordert Digitalisierung – sei es die Antragstellung für Fördermaßnahmen oder ein ganz neues digitales Geschäftsmodell – immer die Implementierung automatisierter Geschäftsprozesse, und zwar in möglichst kurzer Zeit. „Prozesse sind das Nervensystem unserer Wirtschaft“, betont Stiehl.
Lösungsansätze wie der Einsatz von Standardsoftware oder die Nutzung künstlicher Intelligenz reichen ebenso wenig aus wie herkömmliche Programmierung. Standardsoftware ist zwar nützlich für Standardabläufe, nicht jedoch für wettbewerbsentscheidende individuelle Prozesse. Künstliche Intelligenz und andere neue Technologien entfalten ihre Wirkung erst, wenn sie zu innovativen Abläufen kombiniert werden. Und herkömmliche Programmierung ist langsam, fehleranfällig und führt zu schwer wartbaren Systemen.
Eine vielversprechende Möglichkeit zur Lösung dieser Probleme bietet der prozessgetriebene Ansatz. Er basiert auf direkt ausführbaren BPMN-Prozessmodellen, die in enger Zusammenarbeit von Fachabteilung und IT entwickelt werden. Die Philosophie ist konsequent prozessorientiert: „Die Prozesse bestimmen ausnahmslos alle Entscheidungen, sie geben die Antworten auf sämtliche Projektfragen, sie steuern das Projekt.“
Der Ansatz ermöglicht Produktivitätssteigerungen bei der Durchführung von Digitalisierungsprojekten, aber auch im Betrieb, bei der Wartung und der Weiterentwicklung der Prozesse. Zudem lässt sich in Echtzeit nachvollziehen, was gerade im Unternehmen passiert. Da Änderungen wesentlich leichter sind, gewinnt das Unternehmen seine Handlungsfähigkeit zurück. Es kann schnell auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren und neue Geschäftsmodelle umsetzen.
Dass der Ansatz funktioniert, wurde in einem größeren Projekt nachgewiesen, in dem 65 komplexe Prozesse umgesetzt und mehr als 700 Systeme eingebunden wurden. Die Zeitersparnis gegenüber herkömmlicher Programmierung wurde auf rund 75% geschätzt!
Wer mehr über den prozessgetriebenen Ansatz wissen möchte, kann sich in folgenden beiden Webinaren informieren: