In diesem Buch geht es weniger darum, wie künstliche Intelligenz (KI) funktioniert, sondern was Industrieunternehmen konkret damit anfangen können. Somit richtet es sich vor allem an Entscheider, insbesondere auch im Mittelstand. Hier herrscht häufig noch Unsicherheit oder auch Unkenntnis über die vielfältigen Möglichkeiten.
Deutschland und Europa haben einen Vorsprung im Engineering. Damit dieser Vorsprung nicht verloren geht, kommt es darauf an, Maschinen und Produktionsverfahren intelligenter zu machen – so das Plädoyer der Autoren. Dafür sind nicht nur auf KI-Kenntnisse wichtig, sondern auch ganz entscheidend das Domänenwissen, also die fundierte Kenntnis des Anwendungsbereichs.
Das Buch gibt konkrete Tipps wie man ein KI-Projekt startet und eine Datenstrategie aufbaut. Viele Projekte folgen einem datengetriebenen Push-Ansatz. Dabei geht man von den gesammelten Daten aus und überlegt, wie man sie einsetzen kann. Häufig bietet ein prozessgetriebener Pull-Ansatz aber ein größeres Potenzial. Ausgangspunkt ist hierbei der Produktionsprozess mit seinen Rahmenbedingungen. Es wird untersucht, wie sich dieser Prozess durch Datenanalysen verbessern lässt. Auf diese Weise ist es besser möglich, Domänenwissen gezielt einzusetzen und manches Problem einfacher und mit weniger Aufwand zu lösen.
Besonders interessant dürften für viele Entscheider die im Buch vorgestellten Anwendungsbeispiele aus der Industrie sein. Unter anderem werden verschiedene KI-basierte Assistenzsysteme beschrieben. In einem Fall wurde ein Sprachassistent für Instandhalter entwickelt; in einem anderen Projekt ging es darum, Fehler beim Einlegen von Teilen in eine Maschine zu erkennen. In mehreren Beispielen werden Prozessdaten oder Kamerabilder dazu verwendet, die Qualität vorauszusagen und ggf. die weiteren Prozessschritte anzupassen. In anderen Unternehmen steht die intelligente Steuerung der Supply Chain im Fokus – oder Roboter, die selbst Entscheidungen treffen.
Zu den weiteren Themen, die im Buch besprochen werden, gehört die Rolle des offenen Schnittstellenstandards OPC UA, die Verarbeitung von Daten nahe an den Sensoren („Edge Computing“), die Patentierung von KI-Verfahren, sowie die Aspekte Sicherheit und Vertrauen.
Die Autoren betreiben den sehr informativen Podcast kipodcast.de, in dem bislang bereits über 50 Folgen erschienen sind. An vielen Stellen des Buchs finden sich QR-Codes und Verweise auf die zugehörigen Podcast-Episoden, in denen die betreffenden Themen und Fallbeispiele noch ausführlicher besprochen werden.
Robert Weber, Peter Seeberg:
KI in der Industrie
Grundlagen, Anwendungen, Perspektiven
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