Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) sind eine recht weit verbreitete Notation zur Modellierung von Geschäftsprozessen. Wurde die EPK zunächst vor allem von Anwendern der ARIS Toolfamilie aus dem Hause IDS Scheeer und den Nutzern des SAP R/3-Referenzmodells eingesetzt, ist sie heute auch darüber hinaus bekannt und wird von einer ganzen Reihe von Modellierungstools unterstützt. Auch in der Hochschulausbildung ist die EPK heute die vorherrschende Notation, wenn es darum geht, Geschäftsprozesse aus fachlicher Sicht zu modellieren.
Die Grundelemente sind schnell erlernt: Sechseckige Ereignisse lösen als abgerundete Rechtecke dargestellte Funktionen aus, die als Ergebnisse wiederum Ereignisse erzeugen. Mit Hilfe von „Und“- und „Oder“-Konnektoren lassen sich Verzweigungen, Schleifen, parallele Abläufe usw. modellieren. Des weiteren kann man den Funktionen vielfältige Zusatzinformationen hinzufügen, wie z. B. ein- und ausgehende Leistungen und Daten, ausführende Rollen und Organisationseinheiten, unterstützende Informationssysteme usw.
Obwohl diese Konstrukte recht einfach sind, wirft der Einsatz der EPK zur Modellierung umfangreicher Geschäftsprozesse meist eine Reihe von Fragen auf. Was bedeuten bestimmte Konstrukte genau? Was ist ein guter Modellierungsstil? Wie kann man die Einhaltung von Modellierungsregeln automatisch überprüfen? Wie geht man sinnvoll bei der EPK-Modellierung vor? Welche Software-Werkzeuge können beim EPK-Einsatz nützlich sein? Das sind nur einige Fragen, mit denen sich der Arbeitskreis „Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten“ in der Gesellschaft für Informatik (GI) bereits seit zehn Jahren beschäftigt. Kürzlich veranstaltete er an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in St. Augustin den Workshop „EPK 2007“.
Einige interessante Beiträge:
- Volker Gruhn und Ralf Laue von der Universität Leipzig beschäftigten sich mit Problemen, die bei der Hinterlegung von Funktionen mit detaillierten EPKs und dem Einsatz von Prozesswegweisern zu anderen EPKs auftreten können. Leicht kann es passieren, dass die Detailmodelle, die zu im Prozess aufeinanderfolgenden Funktionen gehören, nicht so ganz richtig zusammenpassen. Gruhn und Laue schlagen daher einige Modellierungsregeln vor, mit denen man das Zusammenpassen sicherstellen kann.
- Heiko Kern und Stefan Kühne, ebenfalls von der Universität Leipzig, stellten eine Schnittstelle vor, mit der EPKs und andere Modelle von ARIS in das Eclipse Modeling Framework übertragen werden können. Die Open Source Entwicklungsumgebung Eclipse ist sehr weit verbreitet, und es liegen viele Werkzeuge vor, mit denen EMF-Modelle analysiert und bearbeitet werden können. Es wurde ein Beispiel gezeigt, bei dem Modelle auf die Einhaltung von Modellierungsregeln überprüft wurden.
- Boudewijn van Dongen von der Technischen Universität Eindhoven stellte ein Verfahren vor, mit dem sich EPKs automatisch vergleichen und auf ihre Ähnlichkeit überprüfen lassen. Hierdurch lassen sich beispielsweise Prozesse an unterschiedlichen Stellen im Unternehmen finden, die mehr oder weniger das Gleiche tun und daher vereinheitlicht oder zusammengeführt werden können.
- Meinen Beitrag zur Generierung von Detailmodellen habe ich bereits in folgendem Blogeintrag beschrieben: Prozessmodelle – Generieren statt modellieren.
Diese und weitere Beiträge finden sich in dem elektronischen, frei verfügbaren Tagungsband. Einige der Beiträge richten sich vorrangig an wissenschaftlich interessierte Leser, die sich auch durch eine Reihe mathematischer Formeln nicht abschrecken lassen.
Literatur: