Die Themen Prozessmanagement sowie Kostenreduktion/Restrukturierung sind und bleiben über die nächsten Jahre die wichtigsten Themen der Unternehmensorganisation. Das ist eines der Ergebnisse der Studie „Organisation 2015“. Sie wurde durchgeführt von der Boston Consulting Group in Zusammenarbeit mit Organisationsfachverbänden aus dem deutschsprachigen Raum. Befragt wurden über 1000 Führungskräfte und Organisationexperten. Von den 23 als wichtig identifizierten Themen werden aber vor allem die sogenannten „weichen“ Faktoren an Bedeutung gewinnen. Hierzu gehört insbesondere das Veränderungsmanagement, aber auch das Management von Netzwerken, Wissensmanagement, Führung, Flexibilität und Mitarbeitermotivation. Von den „harten“ Themen wird vor allem das Innovationsmanagement an Bedeutung gewinnen.
Das Prozessmanagement wird zwar nicht an Bedeutung gewinnen, steht aber 2015 nach Meinung der Befragten nach wie vor ganz oben. Die Autoren der Studie sind der Ansicht, dass das Prozessmanagement – ebenso wie andere aktuelle Organisationsthemen – zu Standards werden, die zwingende Voraussetzung für den Erfolg sind, mit denen man sich aber nicht mehr differenzieren kann. Hierfür werden die weichen Faktoren die wichtigste Rolle spielen. Gefragt wurde auch, für wie kompetent sich die Unternehmen in den verschiedenen Themenbereichen halten. Dabei wurde deutlicher Nachholbedarf sichtbar: So halten sich 46% im Gebiet Projektmanagement für ausreichend kompetent, beim Prozessmanagement hingegen sind es nur 32%, bei allen anderen Themen liegen die Werte noch darunter.
Auch die bisherigen Erfahrungen mit konkreten Maßnahmen im Bereich weicher Themen wurden von den Befragten als deutlich positiver beurteilt als solche mit harten Themen. Trotzdem werden in der Praxis mehr Projekte im harten Bereich durchgeführt.
Wie sind die Ergebnisse der Studie aus Sicht des Prozessmanagements zu bewerten?
- Prozessmanagement ist in den Unternehmen als Thema gesetzt und wird dies wohl auch auf absehbare Zeit bleiben.
- Es herrscht noch deutlicher Bedarf, die Prozessmanagementkompetenz der Unternehmen zu erhöhen. Hierzu gehören sicherlich Qualifizierungsmaßnahmen der Mitarbeiter. Zur Kompetenz eines Unternehmens gehört es aber auch, das Prozessmanagement in der Organisation zu verankern, z. B. in den Führungsprozessen. Ebenso sollte angestrebt werden, das Denken in Prozessen in der Unternehmenskultur zu verankern.
- Da Prozessmanagement ganz eng mit zahlreichen anderen Organisationsthemen verknüpft ist, müssen diese Themen entsprechend ihrer Wichtigkeit im Prozessmanagement berücksichtigt werden. So ist das Prozessmanagement etwa eine wichtige Voraussetzung für Erfolge im anderen Dauerbrenner-Thema Kostenreduktion/Restrukturierung. Auch die zunehmende Bedeutung des Innovationsmanagements erfordert es unter anderem, geeignete Innovationsprozesse zu schaffen.
- Auch viele der als weich bezeichneten Ziele, wie z. B. organisatorische Flexibilität, das erfolgreiche Management von Netzwerken oder die Verbesserung des Wissensmanagements, erfordern ein gutes Prozessmanagement. Wichtig ist, dass die angewandten Prozessmanagement-Ansätze sich an diesen Zielen ausrichten und nicht nur klassische Optimierungskriterien, wie z. B. die Reduzierung von Durchlaufzeiten, berücksichtigen.
- Vor allem aber sind die weichen Faktoren auch die wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Prozessmanagement. Herrschen Defizite in der Führung, der Mitarbeitermotivation oder dem Veränderungsmanagement, dann werden die besten Prozessdesigns vergeblich sein. Von daher ist die hohe Bedeutung zu begrüßen, die diesen Themen beigemessen wird. Ohne die weichen Faktoren werden auch die besten „harten“ Prozessmanagement-Methoden und -Werkzeuge nur begrenzte Wirkung haben.
Ein Überblick über die Studie Organisation 2015 erschien in der Zeitschrift Führung und Organisation zfo 5/2009.
…gut das ich die Plattform für Projekt- und Prozessmanagement betreibe 😉 Spaß beiseite. Auch ich in meiner Wahrnehmung ist Projektmanagement zunehmend verbreitet und anerkannt. Wohingegen bei Prozessmanagement noch massiver Nachholbedarf besteht. Das Theman Transparenz, Kostensenkung, usw. ist einfach nicht sonderlich sexy. In der Bereichen Produktion, Logistik usw. wissen die Leute schon lange das es „ohne“ nicht geht. Daher bin ich mir sicher das der Kostendruck einfach „noch“ nicht groß genug ist.
Im Gegensatz zum Projektmanagement, wo die Notwendigkeit angesichts zahlreicher fehlgeschlagener Projekte unübersehbar ist, funktionieren die häufig wiederholten Prozesse ja „irgendwie“. Daher kann man sich gut zurücklehnen und behaupten, dass man seine Prozesse im Griff hat.
Die Unterscheidung in „harte“ und „weiche“ Themen ist mir unklar. Wurde diese Einteilung durch die Gefragten gemacht?
Die Unterscheidung wurde von den Autoren der Studie getroffen. Unter „weiche“ Themen wurde alles eingeordnet, was mit Kommunikation, Führung und Motivation zu tun hat. Wobei sie selbst sagen, dass viele Themen sowohl harte als auch weiche Elemente hat. Z. B. Projektmanagement: Kalkulation, Zeitplanung sind eher hart, die Förderung der direkten Kommunikation im Projekt und Führung der Teammitglieder eher weich.