Wenn Softwarehersteller E-Books oder sonstige Fachtexte herausgeben, handelt es sich oft genug um verkappte Werbetexte, aus denen man wenig inhaltlich Interessantes erfährt. Nicht so bei dem „Intelligent Guide to Enterprise BPM“, der seit einiger Zeit von der Software AG zum kostenlosen Download angeboten wird. Natürlich wurde das Buch nicht uneigennützig geschrieben. Es gibt die Software AG-Sicht auf das Thema wieder. So dürfte es kaum verwundern, dass an vielen Stellen hervorgehoben wird, wie wichtig Software-Tools und BPM-Suiten für die verschiedenen Aufgabenstellungen im Prozessmanagement sind. Ebenso werden viele Beispielmodelle und Screenshots aus den eigenen Tools gezeigt und Erfolge der eigenen Kunden hervorgehoben. Dennoch bietet das 140 Seiten starke Buch einen guten Überblick über das Thema, so dass sich die Lektüre durchaus lohnt.
Mit Hilfe des Enterprise BPM sollen die Prozesse eines Unternehmens als „Agilitäts-Ebene“ gestaltet werden, die Strategie und IT miteinander verbindet und die ständige Anpassung an geänderte Marktanforderungen ermöglicht. Der Lebenszyklus des Enterprise BPM umfasst die Strategie, den Prozess-Entwurf, die Implementierung, die Komposition, die Ausführung sowie Monitoring und Steuerung.
Aus theoretischer Sicht müsste man konsequent mit der Strategie beginnen und die verschiedenen Schritte bis zur Ausführung und der Auswertung nacheinander durchlaufen. In der Praxis erfolgt der Einstieg in das Prozessmanagement jedoch an ganz verschiedenen Stellen. Die Autoren schlagen vor, dort zu beginnen, wo das Unternehmen den größten aktuellen Handlungsbedarf hat, und die Aktivitäten nach und nach in die anderen Bereiche des Enterprise BPM zu erweitern. Sie kategorisieren die vorgeschlagenen Einstiegspunkte wie folgt:
- Business Process Analysis (BPA): Hier wird mit der Strategie, dem Prozess-Entwurf und der Implementierung begonnen. Im Fokus stehen die Analyse und Verbesserung sowie die Dokumentation und Standardisierung der Prozesse und ihre Abstimmung mit der Unternehmensstrategie.
- Enterprise Architecture (EA) Management: Dabei geht man von der IT-Landschaft aus und verknüpft sie konsequent mit den Geschäftsprozessen um die tatsächlichen Bedürfnisse des Business befriedigen zu können, konkreten Nutzen zu generieren und die Unternehmensstrategie effektiv zu unterstützen.
- Business Process Management (BPM): Im Gegensatz zum „Enterprise BPM“, das das gesamte Unternehmen mit allen Aspekten adressiert, wird die Abkürzung „BPM“ hier für die Automatisierung von Prozessen mit Hilfe einer BPM-Suite verwendet. Hier stehen also die Implementierung, die Komposition von Services und die Ausführung von Prozessen im Vordergrund. Von großer Bedeutung ist hierbei die Vorgehensweise vom fachlichen Modell bis zur Ausführung, wobei Fachbereiche und IT eng zusammenarbeiten müssen.
- Process Intelligence (PI): Man kann auch von der anderen Seite einsteigen und zunächst prozessbezogene Kennzahlen definieren und auswerten, um auf dieser Grundlage Handlungsbedarf zu erkennen und Prozesse zu verbessern.
- Governance, Risk & Compliance (GRC) Management: Als Reaktion auf externe Anforderungen beginnen viele Unternehmen damit, ein Compliance- und Risikomanagement-System aufzubauen. Wenn man dies nicht isoliert betrachtet, sondern einem integrierten Ansatz folgt und die Verbindung mit dem Business und seinen Prozessen schafft, ist auch dies ein möglicher Einstiegspunkt in ein unternehmensweites Prozessmanagement.
Jedem dieser Einstiegspunkte ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Dabei werden jeweils die Grundlagen des Themas gut verständlich dargestellt. Hinzu kommen praktische Hinweise und Warnungen vor Fallstricken sowie eine Einordnung in den übergreifenden Enterprise BPM-Ansatz.
Software AG (Hrsg.):
Intelligent Guide to Enterprise BPM
Remove Silos to Unleash Process Power
E-Book 2012
Link zum Buch (Registrierung erforderlich).