Eine gut nachvollziehbare und umfassende Einführung in die Entwicklung und Ausführung von Prozessen mit SAP Netweaver BPM bietet das vorliegende Buch. Anhand eines Beispielprozesses zur Abwicklung von Ersatzteilaufträgen beschreiben die Autoren den kompletten Weg von der fachlichen Prozessbeschreibung bis zum ausführbaren Prozessmodell mit allen erforderlichen Details. Ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit zahlreichen Screenshots helfen dabei, diese Entwicklung selbst am System nachzuvollziehen. Zudem stehen das Prozessmodell und sämtliche verwendete Dateien zum Download zur Verfügung. Auch die Konfiguration des Systems, die Ausführung und Administration der laufenden Prozesse sowie das Monitoring und Reporting des Prozessgeschehens werden ausführlich beschrieben.
Im umfangreichen Technologie-Stack der SAP stellt das BPMS nur eine Komponente dar, deren voller Nutzen sich insbesondere im Zusammenspiel mit anderen Komponenten entfaltet. Häufig ist es für Anwender nicht einfach zu durchschauen, wie die verschiedenen SAP-Komponenten zusammenwirken und welche Rollen sie dabei jeweils spielen. Zum Teil werden vergleichbare Funktionen gleich von mehreren Systemen angeboten. So kann man zur Analyse von Prozessen nicht nur die entsprechende Funktionalität des BPM-Systems selbst verwenden, sondern auch das gesonderte System „SAP Operational Process Intelligence“. Das Buch schafft den Durchblick durch die verschiedenen im Umfeld des BPMS angebotenen SAP-Produkte. So gehen die Möglichkeiten des Operational Process Intelligence-Systems weit über die im BPMS eingebaute Analysefunktionen hinaus, indem z. B. auch weitere für die Ausführung verwendeten Systeme einbezogen und Echtzeit-Analysen durchgeführt werden können. Auch das Zusammenspiel mit dem Business Rules Management (BRM) wird beschrieben, ebenso wie der Einsatz des SAP Process Integration-Systems (PI) zur Anbindung anderer Systeme und Geschäftspartner.
Das Buch besteht aus vier Teilen. Der erste Teil führt in das Thema BPM und in die Prozessmodellierung mit BPMN ein. Hierbei wird auf die Besonderheiten der BPMN-Modellierung für das SAP BPM-System eingegangen. Es werden nicht alle Elemente des BPMN-Standards unterstützt, und z. T. sind besondere Modellierungsregeln zu beachten.
Gegenstand des umfangreichsten zweiten Teils ist die komplette Entwicklung eines ausführbaren Prozessmodells. Zunächst wird detailliert beschrieben, wie das BPMN-Modell des Fallbeispiels erstellt wird. Dieses Modell wird sodann um die weiteren erforderlichen Inhalte ergänzt. Hierzu gehören einzubindende Services, der Datenfluss, das User Interface und Geschäftsregeln. Für die Services und den Datenfluss kommen Standards aus dem Bereich der Web Services zum Einsatz, wie WSDL, XSD und XPath. Für die Entwicklung des User Interface stellt SAP verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die entweder online oder offline benutzt werden können. Bei der offline-Variante wird ein Formular per E-Mail versandt, vom Bearbeiter ausgefüllt und wiederum per E-Mail zurückgeschickt.
Zur Analyse kann das BPM-System auf verschiedene Daten zugreifen, die bei der Prozessdurchführung anfallen, wie z. B. die aufgetretenen Ereignisse oder die durchgeführten Aktivitäten. Zusätzlich ist es möglich, prozessspezifische Daten zu analysieren. Z. B. könnte man bei einem Auftragsbearbeitungsprozess die bestellten Artikel und Mengen auswerten. Hierfür modelliert man eine Reporting-Aktivität und legt darin fest, welche Attribute ausgewertet werden sollen. Bei der asynchronen Kommunikation zwischen unterschiedlichen Systemen muss sich der Modellierer auch noch um die Korrelation der ausgetauschten Nachrichten kümmern, d. h. der Zuordnung zu den richtigen Prozessinstanzen. Schließlich wird erläutert, wie andere Programme das BPM-System über das BPM Public API aufrufen können.
Im dritten Teil geht es um das Deployment und die Ausführung der Prozesse. Die jeweils durchzuführenden Aufgaben können den Benutzern über das SAP Netweaver Portal im zentralen Arbeitsvorrat bereitgestellt werden. Dieser zentrale Arbeitsvorrat bündelt Aufgaben aus verschiedenen Systemen zu einer einheitlichen Sicht. Daneben bietet SAP BPM auch eine eigene Inbox an. Die Verwaltung und Überwachung der Prozesse erfolgt über die Komponente SAP NetWeaver Administration. Um das BPM-System an das jeweilige Einsatszenario und die existierende Systemlandschaft anzupassen, gibt es zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten.
Teil vier des Buchs widmet sich dem bereits angesprochenen System Operational Process Intelligence für weitergehende Analysen sowie dem Zusammenspiel mit weiteren SAP-Komponenten als Teil der SAP Netweaver Process Orchestration.
Mit seinen ausführlichen Anleitungen richtet sich das Werk vorrangig an Prozessmodellierer und -administratoren, die einen Einstieg in SAP Netweaver BPM finden wollen. Doch auch für Leser, die zunächst nur die Möglichkeiten dieses BPM-Systems kennen und verstehen lernen wollen, dürfte das Buch interessant sein. Hilfreich ist es auf jeden Fall, wenn man einen Zugriff auf eine Installation des Systems hat und die Beispiele selbst ausprobieren kann.
Birgit Heilig, Martin Möller:
Business Process Management mit SAP Netweaver BPM
Galileo Press 2014
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