Insbesondere in großen Unternehmen dürfte es eher die Regel als die Ausnahme sein, dass mehrere unterschiedliche Modellierungstools zum Einsatz kommen. Die entstandenen Modellwelten sind voneinander isoliert. So ist es kaum möglich herauszufinden, welche Modelle es im Unternehmen gibt, geschweige denn beispielsweise alle Modelle zu finden in denen das Geschäftsobjekt „Kundenauftrag“ verwendet wird. Hier verspricht das Produkt „smartfacts“ des Nürnberger Modellierungsspezialisten MID Abhilfe. Die Plattform ermöglicht eine einheitliche Sicht auf Modelle unterschiedlichen Ursprungs.
Zu den angebotenen Features gehören eine modellübergreifende Suche, die Versionierung der Modelle und die Möglichkeit, beliebige Modelle miteinander zu verknüpfen. Egal, mit welchem Tool die verschiedenen Modelle erstellt wurden – sie werden auf einheitliche Weise im Browser dargestellt. Man kann jedes Diagramm beliebig vergrößern und verkleinern und direkt aus der Plattform heraus ausdrucken. Für Tablets und Smartphones wird die Darstellung entsprechend angepasst. Die enthaltenen Symbole können angeklickt werden, woraufhin die Attribute des jeweiligen Objekts angezeigt werden. smartfacts lädt beim Import also nicht nur eine Grafik, es wird vielmehr die Struktur des Modells mit übernommen.
smartfacts dient zudem als Kollaborationsplattform. So kann man etwa Modelle kommentieren, Diskussionen führen und Entscheidungen treffen. Über ein Berechtigungskonzept kann man regeln, welche Benutzer Zugriff auf die verschiedenen Modelle haben.
Derzeit können Modelle aus ARIS, Visio, Enterprise Architect und MIDs eigenem Modellierungswerkzeug innovator importiert werden. Zudem lassen sich BPMN-Modelle hochladen, die im BPMN-Standardaustauschformat vorliegen und somit aus jedem Tool stammen können, das einen entsprechenden Export anbietet. Aus den explizit unterstützten Tools lassen sich hingegen nicht nur Prozessmodelle übernehmen, sondern auch beliebige andere Modelltypen, wie Datenmodelle oder EPKs. Um Modelle aus Visio, Enterprise Architect oder innovator nach smartfacts zu übertragen, muss in dem betreffenden Tool ein Plugin installiert werden. Als Beispiel wurde das Visio-Plugin getestet, das problemlos funktionierte. Auch die Übernahme eines BPMN-Modells im Standardformat klappte ohne Weiteres. Ein Export aus ARIS Architect (Version 9.7) konnte im Test hingegen nicht importiert werden [Update: Das scheint daran zu liegen, dass die ARIS-Dateien verschlüsselt sind, siehe den Kommentar von Herrn Puschaddel].
smartfacts ist eine echte Innovation und kann ein nützliches Hilfsmittel für Unternehmen sein, die verschiedene Modellierungstools im Einsatz haben – und dies auch nicht ändern wollen. Zwar hat die Plattform den Vorteil, dass man vorhandene Modelle nicht verwerfen oder manuell in ein neues Tool überführen muss, doch stehen z. B. die Kollaborationsmöglichkeiten oder die Versionierungsmechanismen durchaus in Konkurrenz zu vergleichbaren Features herkömmlicher Modellierungssuiten, und man muss sorgfältig überlegen, welche Aufgaben man in welchem Tool erledigen möchte. Trotz der Berücksichtigung der Modellstrukturen beim Import kann smartfacts die verschiedenen Modelle nicht so nahtlos integrieren wie dies möglich ist, wenn sie direkt in einem einzigen Werkzeug erstellt werden.
Zudem bedeutet das nachträgliche Hinzufügen von Versionsnummern, Beschreibungen und Verlinkungen von Modellen einen zusätzlichen Aufwand, und es erfordert einige Disziplin, um Änderungen in den einzelnen Tools und in smartfacts konsistent zu halten. Werden diese Aspekte vernachlässigt, so hat man in der neuen Plattform schnell eine riesige, schwer überschaubare Sammlung verschiedenartiger Modelle. Diese lassen sich zwar durchsuchen, doch was fängt man mit den gefundenen Modellen an, wenn aus den verfügbaren Informationen etwa nicht klar ist, aus welchem Kontext sie stammen und ob sie aktuell gültig sind?
Um das Potenzial von smartfacts erschließen zu können, muss man sich daher im Vorfeld recht genaue Gedanken über die Governance der Modelle machen. Wenn im Unternehmen eine Vielzahl unterschiedlicher Tools im Einsatz ist, dann wurden die Prozesse zur Erstellung, Prüfung und Veröffentlichung von Modellen meist nicht einheitlich gehandhabt. Die entstandene Heterogenität der Modell-Landschaft wird man alleine durch die Einführung einer zusätzlichen Softwareplattform nicht in den Griff bekommen. Wenn man aber saubere Prozesse im Umfeld der Modellierung etabliert, dann kann smartfacts sicherlich ein sehr nützliches Hilfsmittel darstellen.
Auf der smartfacts-Website kann man sich einen 30tägigen Test freischalten lassen.
Hallo Herr Allweyer,
es freut uns das Sie smartfacts getestet haben und von Ihren Erfahrungen hier berichten.
Ich interessiere mich vor allem für Ihren Import aus ARIS 9.7. Grundsätzlich unterstützen wir aktuell EPKs, BPMN 2.0 und Wertschöpfungskettendiagramme aus ARIS. Wollten Sie eines dieser Formate oder etwas anderes importieren? Uns ist allerdings bekannt, dass ARIS seit der Version 9 alle XML Exporte verschlüsselt. Um unverschlüsselte XMLs in Klartext zu erhalten, die auch in smartfacts importiert werden können, wird ein zusätzlicher Licence Key namens „ARIS Access“ benötigt. Kann es daher sein, dass Sie eine von ARIS verschlüsselte XML-Datei importieren wollten und es deshalb nicht ging?
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir dazu noch weitere Informationen geben. Dann können wir Ihr Problem bestimmt lösen.
Vielen Dank und beste Grüße.
Felix Puschaddel
Hallo Herr Puschaddel,
vielen Dank für Ihre Informationen zum Import von ARIS-Modellen. Die angesprochene Verschlüsselung erklärt, warum ich das Test-Modell nicht importieren konnte. Beim Import in smartfacts ging es bis zum Entpacken, was mit einem „Sorry“ quittiert wurde. Vielleicht könnten Sie den Nutzer in diesem Fall über die Verschlüsselung informieren.
Viele Grüße
Thomas Allweyer
Hallo Herr Allweyer,
danke für den Vorschlag. Ich werde das an unser Produktmanagement weitergeben.
Viele Grüße
Felix Puschaddel