Hier noch die Nachlese zu den weiteren Punkten der gestrigen BPMCon. Im Mittelpunkt standen neue Entwicklungen und Prototypen von camunda, die zum Teil direkt von jedermann genutzt werden können. So ist der von Robert Gimbel und Nico Rehwaldt vorgestellte webbasierte BPMN-Modellierer bpmn.io nicht nur ein Werkzeug, sondern auch ein Toolkit, das jeder Entwickler in seine Anwendung zur Modellierung oder Visualisierungen von Prozessmodellen einbauen kann. Das Modellierungstool basiert direkt auf dem BPMN-Metamodell und unterstützt den User bei der syntaktisch richtigen Modellierung. Zieht man z. B. eine Aktivität von einem Pool in einen anderen, so verwandelt sich der Sequenzfluss in einen Nachrichtenfluss, wie er für die Kommunikation zwischen Pools vorgeschrieben ist.
Mit Hilfe von Javascript lässt sich die Anwendung leicht erweitern. Nico Rehwaldt zeigte ein Beispiel, bei dem eine Kommentarfunktion in den Modellierer eingebaut wurde. Der Kommentar wird in der BPMN XML-Datei mit gespeichert.
Zwischenzeitlich gibt es den Modeler auch als Chrome-App, mit der man auch lokal auf dem Rechner modellieren kann. In Planung sind u. a. ein DMN- und ein CMMN-Editor sowie ein richtiger Desktop Modeler, mit dem die Offline-Modellierung auch unabhängig vom Chrome-Browser erfolgen kann. Im nächsten Jahr soll ein Repository-basierter Web Modeler entstehen, mit dem viele Modellierer gemeinsam modellieren können. Es wurden noch ein paar Beispiele für die einfache Erweiterbarkeit gezeigt, z. B. wurden animierte Grafiken als Elemente in den BPMN-Sequenzfluss eingebaut.
Als letzte Session stand ein Blick in das Camunda-Labor auf dem Programm. Vorgestellt wurden Ergebnisse eines Hack Days, bei dem die Entwickler die verschiedensten Ideen ausprobierten. Es handelt es sich um Entwicklungen, die verschiedene Möglichkeiten und Optionen aufzeigen, aber nicht unbedingt in die Produkte übernommen werden. Gezeigt wurden:
- Ein CMMN-Import und -Export. Bei dessen Entwicklung entstand gleich noch ein erster Prototyp für einen kleinen CMMN-Modeler auf Basis von BPMN.io.
- Nutzung von Camunda als Cloud Service, wobei die eingebundenen Services in verschiedensten Programmiersprachen geschrieben sein können und auch im eigenen Unternehmen laufen können.
- Ein Framework zur Visualiserung der Ergebnisse automatisierter Tests im grafischen Prozessmodell.
- Ein WordPress-Plugin, mit dem man bpmn-Dateien wie herkömmliche Medien per Drag and Drop in ein Blog oder eine WordPress-basierte Webseite einfügen kann.
- Eine Webapp zum automatisierten Erstellen und Konfigurieren von intern bei Camunda genutzten Testumgebungen
- Eine erweiterte Validierungsfunktion für die zur ausführungsnahen Modellierung verwendeten camunda Workbench, bei der aus den angezeigten Problemen direkt auf die entsprechenden Dokumentationsinhalte verlinkt wird. Dabei wird eine kontextbasierte Suche verwendet.
- BPMN Quest: Ein liebevoll gestaltetes Computerspiel, bei dem die Process Engine als Spiel-Engine eingesetzt wird. Das sollte man sich auf jeden Fall selbst ansehen. Hier der Link: bpel.de/game.
Vor dem Abschluss mit der traditionellen spitzenmäßigen Grillparty stand dann noch eine Runde „Speed Geeking“ auf dem Programm. Dabei wechselten die Teilnehmer nacheinander zu verschiedenen Kurzpräsentationen der in der Begleitausstellung vertretenen Partner. Eine ganze Reihe von ihnen hatte bereits konkrete Beispiele zum Decision Management mit DMN dabei.
Interessant war unter anderem der Ansatz von Holisticon. Sie haben die camunda-Engine so erweitert, dass man prinzipiell jedem Task Entscheidungstabellen zur Bestimmung der jeweils geeigneten Bearbeiter hinterlegen kann. Man muss somit keine separaten Business Rules-Tasks modellieren und kann auch eine Neu-Zuordnung vornehmen lassen, wenn sich die Regeln geändert haben.