Die Struktur des vorliegenden Werkes folgt dem vom Autor entwickelten Vorgehensmodell „RAIL“ für Projekte zur Prozessverbesserung. Dieses Vorgehensmodell umfasst die Phasen Projektvorbereitung, Istanalyse, Sollkonzeption, Umsetzung und Integration, sowie die laufende Optimierung. Zudem gehören die Querschnittsaufgaben „Projektmanagement und -steuerung“ sowie „Change Management“ dazu.
Insofern wird der Begriff des Geschäftsprozessmanagements wesentlich enger gefasst, als dies heute meist üblich ist. So werden sämtliche Aspekte des strategischen Prozessmanagements außen vor gelassen. Das RAIL-Modell enthält auch explizit „keine Regelkreise, die eine ständige Überprüfung der Geschäftsprozesse auf Effizienz sicherstellen. Die Einrichtung dieses Überprüfungsprozesses ist Aufgabe des General Management“ (S. 67). Es wird also ein „klassischer“ Ansatz des Prozessmanagements verfolgt, der häufig eher als „Geschäftsprozessoptimierung“ bezeichnet wird. An vielen Stellen werden entsprechend die Klassiker der Prozessorientierung zitiert. So wird etwa das Business Process Reengineering-Konzept von Hammer und Champy ausführlich in einem eigenen Unterkapitel erläutert – leider ohne eine kritische Bewertung aus heutiger Sicht.
Das Buch beginnt mit einem historischen Abriss und einer Klärung der wichtigsten Begriffe. Anschließend werden verschiedene Vorgehensmodelle des Prozessmanagements vorgestellt und bewertet. Auf Grundlage dieser Analyse entwickelt Gronau sein RAIL-Vorgehensmodell. Der vorliegende Band beschäftigt sich vor allem mit der Ist-Analyse und der Sollkonzeption sowie dem Querschnittsthema Projektmanagement. Die anderen Elemente des Vorgehensmodells sind einem zweiten Band vorbehalten.
Das Kapitel zur Ist-Analyse befasst sich insbesondere mit verschiedenen Methoden zur Ist-Aufnahme, wie z. B. Interviews, Fragebögen und Beobachtungen, sowie Kriterien und Werkzeugen zur Schwachstellenanalyse. Der Prozessmodellierung als wichtigem Instrument ist ebenfalls ein eigenes Kapitel gewidmet. Es werden verschiedene Modellierungsmethoden vorgestellt, darunter bekannte Notationen wie UML, EPK und BPMN, abe auch die am Institut des Autors entwickelte „Knowledge Modeling and Description Language“ (KDML) zur Untersuchung wissensintensiver Prozesse. Für die Sollkonzeption werden neben dem bereits erwähnten Business Process Reenginering-Ansatz verschiedene Heuristiken besprochen. Schließlich folgt ein Kapitel mit einer Übersicht zentraler Begriffe und Methoden des Projektmanagements.
Etwas schade ist es, dass verschiedene aktuell diskutierte Fragestellungen nicht thematisiert werden, wie z. B. die Rolle des Geschäftsprozessmanagements als Enabler digitaler Geschäftsmodelle, oder der Einsatz agiler Methoden im Prozessmanagement.
Gronau, Norbert:
Geschäftsprozessmanagement in Wirtschaft und Verwaltung: Analyse, Modellierung und Konzeption.
GITO 2016.
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