Kürzlich ist die Umfrage für die diesjährige BPM-Studie der ZHAW School of Management and Law gestartet. Dabei liegt die Veröffentlichung der vorangehenden Studie zum Thema Prozessintelligenz noch gar nicht lange zurück. Gemeinhin wird unter der Bezeichnung „Process Intelligence“ meist die Sammlung und Analyse von prozessbezogenen Daten verstanden. In dieser Studie wird der Begriff weiter gefasst. Er umfasst die gesamten Fähigkeiten einer Organisation, die es ihr ermöglichen, intelligent mit ihren Prozessen umzugehen, und umfasst die Teilbereiche „Kreative Intelligenz“, „Analytische Intelligenz“ und „Praktische Intelligenz“. So gehören etwa auch die Fähigkeiten zur strategische Verankerung des Prozessmanagements, zur Prozessoptimierung und zur Prozess-Steuerung zur Prozessintelligenz. In der BPM-Studie 2015 wurde untersucht, wie es um die Prozessintelligenz in den Unternehmen bestellt ist. Hierbei wurden einerseits fünf Fallstudien durchgeführt, andererseits eine Umfrage.
Die Fallstudien beschreiben Projekte zur Prozessverbesserung bei drei Unternehmen (Axa Winterthur, St. Galler Kantonalbank und Hoffmann-La Roche) sowie zwei Stadtverwaltungen (Lausanne und Konstanz). Hierbei kamen ganz unterschiedliche Methoden und Werkzeuge zum Einsatz, wie z. B. Process Mining, Simulation, Prozessautomatisierung, Business Rules Management, Lean Six Sigma, Wertstromanalyse und ein Verfahren zum agilen Geschäftsprozessmanagement. Die Fallbeispiele sind ausführlich beschrieben, und es wird jeweils herausgearbeitet, welche Aspekte der Prozessintelligenz genutzt und verbessert wurden.
In der Umfrage wurde deutlich, dass in vielen Unternehmen Anspruch und Wirklichkeit bezogen auf das Nutzenpotenzial von BPM auseinanderklaffen. So werdem Effizienzsteigerungen und Kundenorientierung als die wichtigsten Ziele genannt, doch führen nur wenige Firmen auch auf diese Ziele bezogene Maßnahmen durch. So gibt nur jeweils etwa ein Fünftel der Befragten an, systematisch Standardisierungs- und Automatisierungspotenziale zu ermitteln, oder die operative Prozessleistung zu überwachen. Entsprechend werden bislang nur recht selten Business Intelligence-Werkzeuge im Zusammenhang mit Geschäftsprozessmanagement eingesetzt. Auch die IT-Unterstützung von schwach strukturierten, wissensintensiven Prozessen ist derzeit wenig ausgeprägt. Insbesondere wird BPM noch kaum im Zusammenhang mit Themen wie Digitalisierung, Entwicklung von Innovationen oder Optimierung des Kundenerlebnisses gesehen. Welche Möglichkeiten das Prozessmanagement für diese strategischen Zukunftsthemen hat, wird in der gerade angelaufenen Studie BPM 2016 untersucht.
Download der Studie unter www.zhaw.ch/iwi/prozessintelligenz