BPMN-Markenfluss: Parallele Pfade

Wenn eine Marke an einem verzweigenden parallelen Gateway eintrifft, wird sie vervielfältigt. Über jeden ausgehenden Sequenzfluss wird eine Marke ausgegeben. Die drei parallelen Pfade können gleichzeitig oder in beliebiger Reihenfolge ausgeführt werden. So kann im folgenden Modell die Verpflegung (Catering) vor der Übernachtung (Acccommodation) organisiert werden, oder umgekehrt. Ebenso können die beiden Aufgaben gleichzeitig von zwei unterschiedlichen Bearbeitern durchgeführt werden. Die Auswahl und Buchung des Tagungsraums („Select Meeting Room“ und „Book Meeting Room“) sind ebenso parallel zur Organisation von Verpflegung und Übernachtung. Dabei muss natürlich die Reihenfolge innerhalb dieses Pfades berücksichtigt werden. Der Tagungsraum wird immer zuerst ausgewählt und dann gebucht.

Die Prozessinstanz ist beendet, wenn die letzte Marke ein Endereignis erreicht hat.

Das folgende Modell enthält eine parallele Verzweigung und eine parallele Zusammenführung:

Der zusammenführende parallele Gateway rechts wartet, bis über jeden der drei eingehenden Sequenzflüsse je eine Marke ankommt. Die Marken werden dann wieder zu einer Marke verschmolzen, die zum Task „Invite participants“ („Lade Teilnehmer ein“) weitergeleitet wird. Die Teilnehmer können erst eingeladen werden, wenn alle drei parallelen Pfade abgeschlossen wurden, d. h. wenn sowohl ein Tagungsraum (Meeting Room) als auch die Verpflegung (Catering) und die Übernachtung (Accomodation) organisiert worden sind.

Damit drei eingehende Marken verschmolzen werden, müssen sie zur selben Prozessinstanz gehören. In diesem Beispiel repräsentiert eine Prozessinstanz jeweils die Vorbereitung eines Seminars. Damit die Teilnehmer zu einem bestimmten Seminar eingeladen können, müssen Tagungsraum, Verpflegung und Übernachtung für dieses eine Seminar organisiert worden sein. Es wäre falsch, den Prozess fortzusetzen, wenn der Tagungsraum für ein Seminar, aber Verpflegung und Übernachtung für ein anderes Seminar
gebucht wären. In diesem Fall sind zwar drei Marken an dem zusammenführenden Gateway angekommen, doch sie gehören zu unterschiedlichen Prozessinstanzen.

In der Animation werden verschiedene Prozessinstanzen durch unterschiedliche Farben dargestellt.

Im folgenden Video enthalten zwei der parallelen Pfade Rückwärts-Schleifen. Diese sind mit exklusiven Gateways modelliert worden. Solange kein Besprechungsraum verfügbar ist, werden die Auswahl und die Buchung eines Besprechungsraums wiederholt. Wenn ein Besprechungsraum verfügbar ist, trifft die Bedingung „not available“ (nicht verfügbar) an dem nach oben führenden Sequenzfluss nicht mehr zu. Die Marke fließt daher über den mit einem kleinen Schrägstrich gekennzeichneten Standard-Sequenzfluss weiter. Auch für das Finden und Buchen der Übernachtung wurde eine solche Schleife modelliert. Wie im vorangehenden Beispiel wartet der zusammenführende Gateway auch hier, bis alle drei Marken einer Prozessinstanz eingetroffen sind.

Eine parallele Verzweigung kann auch ohne Gateway modelliert werden. Wenn der Task „Define seminar details“ („Lege Seminar-Details fest“) beendet ist, wird über jeden ausgehenden Sequenzfluss eine Marke ausgegeben:

Eine parallele Zusammenführung kann hingegen nicht ohne Gateway modelliert werden. Wenn mehr als ein Sequenzfluss in eine Aktivität eingeht, ist das eine exklusive Zusammenführung. Die Aktivität wird von jeder eintreffenden Marke erneut gestartet. Das folgende Modell weist daher nicht das eigentlich gewünschte Verhalten auf. „Invite Participants“ („Lade Teilnehmer ein“) wird insgesamt dreimal ausgeführt, anstatt nur einmal nach Abschluss aller paralleler Pfade.

Das folgende Modell enthält eine parallele Verzweigung ohne Gateway und eine parallele Zusammenführung, die korrekt mit einem Gateway modelliert wurde.


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